2012Alain MuellerComment

Arches

2012Alain MuellerComment
Arches

Laut unserem selbst zusammen gestellten Reiseprogramm sind wir einen Tag zu früh in Moab. Wir hatten geplant eine Nacht im Canyonland NP zu verbringen. Aber trotz der schönen Landschaft, den sensationellen Aussichten und einem tollen Campground in diesem Park, hat es uns weiter Richtung Arches gezogen. Also machen wir uns wieder auf den Weg gen Moab.

Wir sind nun im Staat der Mormonen angekommen und sind irgendwie gespannt, ob sich das bemerkbar macht – kennt man bei uns die Mormonen ja nur mit weissem Hemd, schwarzen Hosen, Rucksack und einer Bibel in der Hand oder wenn man in Zollikofen am weissen Palast vorbei fährt. Doch unser erster Eindruck ist positiv, nichts deutet auf die religiöse Ausrichtung hin, ausser dass man in vielen Supermärkten keine Spirituosen verkauft (dann gibt's halt mal keinen Old Fashioned zum Bettmümpfeli).

Das Land und die

Natur sind wunderschön. Man kann verstehen, dass sich fromme, gottesfürchtige Einwanderer hier niedergelassen haben und von gottesgeschaffenem, heiligen Boden gesprochen haben oder es noch immer tun.

Nach einer längeren Fahrt vom Monument Valley nach Moab suchen wir uns ein lauschiges Plätzchen am Colorado River ganz in der Nähe vom Arches National Park. Wir sind erstaunt, als wir die Camp Regulations lesen und nur $ 8.00 für die Nacht bezahlen müssen.

Wir sind gespannt was uns erwartet in diesem Park und machen uns deshalb am nächsten Morgen früh auf die Socken. Wir haben für heute den Devils Garden Trailhead geplant. Eine 3-4 stündige Wanderung durch das Gebiet mit den meisten Felsbögen, darunter befinden sich der Landscape Arch und der Double-O-Arch. Zu Beginn ist es eine regelrechte Völkerwanderung, ist doch der Landscape Arch gut zugänglich für Jung und Alt und auch für solche die nicht mehr so gut zu Fuss sind – da wären wir wieder bei der Fettleibigkeit. Aber wie wir in den letzten Wochen feststellen konnten, sind es nicht nur Amis, sondern auch ganz viele Leute aus anderen Nationen, die es nötig hätten, mal ihren Milchshake hinzustellen und ein bisschen mehr Bewegung einzuplanen. Naja...

Nach dem Landscape Arch wird es schwieriger, die Rangers nennen das ‚Difficult Hiking’ und deshalb nimmt auch der Touristenstrom drastisch ab.
 

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Eine fantastische Wanderung

nimmt ihren lauf: Es geht bergauf, wieder runter, mal hat man festen Boden unter den Füssen, mal nur Sand. Auf Felsrücken in luftiger Höhe balanciert man an einer schönen Kulisse vorbei und als i-Tüpfelchen hat es eben diese beeindruckenden Felsbögen, ‚Arches’ genannt. Bei jedem Bogen wird natürlich unsere Fotokamera ausgepackt und eine ausgiebige Fotosession gestartet.

Als wir nach gut zwei Stunden beim Double-O-Arch ankommen, machen wir es uns bequem und veranstalten ein kleines Picknick, das wir mitgenommen haben.

Nach dieser kurzen Stärkung geht es weiter. Da bei den Bögen meistens die Leute in den Bogen stehen und wir diese ohne menschliche Unschönheiten fotografieren wollen, hat sich unser Hike ein wenig in die Länge gezogen aber nach gut 4.5 Stunden kommen wir wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Da wir so gut vorangekommen sind und es erst kurz nach Mittag ist, gibt es eine kurze Lagebesprechung. Wollen wir den Park in einem Tag besichtigen und wieder einen Tag gewinnen oder es lieber gemächlicher angehen lasse? Wir entscheiden uns für ersteres und so machen wir uns auf den Weg zur Windows-Section.
 

Es sind die am Einfachsten

zu erreichenden Bögen und so ist es auch sehr überlaufen hier. Der imposante Double Arch wird zur Geduldsprobe, da wir wieder keine Homo Sampiens auf den Bildern haben wollen. Doch leider zieht es die Leute zum doppelten Felsbogen, wie die Fliegen zu den Scheisshaufen. Und so vergeht etwa eine halbe Stunde bis wir ein paar gute Shots im Kasten haben. Die North & South Windows schauen wir uns auch noch an und den Tourret Arch gibt uns ein schönes Fotosujet, weil die Sonne durch eines seiner Felslöcher scheint.

Aber den Höhepunkt des Tages werden wir erst noch erleben. Wir schwingen unsere Hintern wieder auf den Fahrer- und Beifahrersitz und cruisen den wunderschönen Scenic Drive zur Wolfe Ranch hinunter. Hier parkieren wir und machen eine kleine Pause, stärken uns nochmals für einen kurzen, aber strengen Aufstieg, den ‚Delicate Arch Trail’. Und zu diesem Delicate Arch wollen wir. Kurz vor Sonnenuntergang schnüren wir ein letztes Mal unsere Salomons und erklimmen mit zig anderen Unermüdlichen den Berg. Verschwitzt und mit roten Köpfen kommen wir oben an und urplötzlich öffnet sich der Blick auf den schönsten aller Arches. Nicht ein einziges Wölkchen ist am Himmel, der Himmel scheint so blau, dass es schon fast kitschig ist und die Sonne sinkt langsam zum Horizont. Die Stimmung ist phänomenal und unglaublich schön.

Wir stellen unsere

Kameraausrüstung inkl. Stativ auf und wählen unser Sujet aus, mit dem Steinbogen im Mittelpunkt. Doch wieder gibt es so Deppen, die es nicht lassen können und sich mitten in den Bogen stellen und die ganze Szenerie ruinieren...

Doch die Retterin naht – neben uns fotografiert eine hübsche, ältere Amerikanerin dasselbe wie wir und regt sich auf: „I try to whistle and when that doesn’t work, I’m getting my Bearspray out!"

Aber leider kommt es zu keinem Gasangriff, denn ihr Ehemann schlendert seelenruhig zu den Leuten am Fusse des Bogens, sagt den ihnen, sie sollen doch mal das Feld räumen und verschafft manchem Hobbyfotograf ein paar herrliche Bilder. Applaus brandet durch die Menge.

Wir geniessen das Panorama noch ein wenig, bevor wir uns an den Abstieg machen.

Wir belohnen unseren erlebnisreichen und anstrengenden Tag mit unserem ersten richten Fast Food in Amerika und fahren ins Wendy’s. Jenny bekommt ihr Menu tadellos serviert, aber bei Alain schafft es das Pickelgesicht hinter der Kasse doch gleich zwei Mal das Falsche zu liefern. Trotzdem werden wir satt und gönnen uns auf dem Zeltplatz noch ein Bud Light bevor wir todmüde ins Bett fallen und gleich einschlafen.

Nächstes Ziel: Kodachrome Basin State Park und Bryce Canyon National Park.