2012Alain MuellerComment

Bryce

2012Alain MuellerComment
Bryce

Wir sind auf dem Weg Richtung Bryce Canyon National Park. Sehr gespannt, was uns erwartet, haben wir doch im Vorfeld unserer Reise gelesen und gehört, dass es einer der schönsten Parks der USA sei.

Bevor wir uns aber in den Bryce begeben, müssen wir mal wieder unsere schmutzigen Kleider waschen und unsere Frischwasser- bzw. Abwasser-Tanks vom Camper füllen resp. leeren. Also übernachten wir irgendwo zwischen Arches und Bryce auf einem Full Hook Up (da gibt es Wasser, Strom und Abwasser für das WoMo) und verbringen einen gemütlichen Tag.

Am nächsten Morgen machen wir noch einen Abstecher in den Kodachrome Basin State Park. Dutzende roter, weisser, rosafarbener Sandsteinschornsteine sind das Highlight dieses Parks und haben dieser fotogenen Landschaft den Namen verliehen. Wir entscheiden uns, auch hier auf dem wunderschönen Campingplatz eine Nacht zu verbringen.

Der nächste Tag beginnt früh: wir stehen um 5:30 AM auf und machen unseren Camper und uns startklar. Wie wir unserem Reiseführer entnommen haben, sollte man den Bryce Canyon NP eher früh besuchen. Erstens müssen wir noch einen Campingplatz finden im Park und die sind alle First-Come-First-Serve. Und zweitens kann der Zustrom an Touristen bisweilen unschöne Züge annehmen, je später es wird.

Im Bryce

angekommen, fahren wir schnurstracks ins Sunset Camp, aber weil wir so früh dran sind, hat es kaum freie Plätze und die, die frei sind, gefallen uns nicht. Also kehren wir nochmals um und gehen ein paar nötige Besorgungen machen. Eine Stunde später sind wir wieder auf dem Campingplatz. Et voilŕ: auch die Siebenschläfer sind abgereist und haben schönere Sites frei gemacht. Wir stellen unsere Ausrüstung auf, statten dem Visitor Center einen kurzen Besuch ab und machen uns danach auf den Weg zum Rim, wie der Canyonrand so schön genannt wird.

Ähnlich wie im Grand Canyon, eröffnet sich eine fantastische Aussicht. Der Bryce Canyon ist nicht wirklich eine Schlucht – er sieht eher aus wie ein grosses Amphitheater, das sich gegen Osten hin öffnet – aber auch hier haben der Zahn der Zeit, die Erosion und der Wind ihre Spuren hinterlassen und eine Landschaft erschaffen, die ihres Gleichen sucht.
 

Die wundersamen Helme,

Figuren, Formen und andere merkwürdigen Felsformationen – Hoodos genannt – schiessen hier in einem irrsinnigen Farbenspiel wie Pilze aus dem Grund des Canyons.

Wir spazieren dem Rim entlang, schiessen einige Fotos, hie und da gibt es Sitzbänke, die einem zum ‚Päuselen' einladen und eh wir uns versehen, sind wir bis zum letzten Viewpoint gewandert und knappe vier Stunden sind vergangen. Dankend nehmen wir den Shuttle-Bus zurück zu unserem Campground, wo wir nach einem verdienten Zwischenzwipf in unsere Campingstühle fallen.

Am Abend steht der Sonnenuntergang auf dem Programm. Wie oben bereits erwähnt, öffnet sich die Schlucht gegen Osten, dem zufolge sieht man, etwas erhöht, von Westen in den Canyon. Als wir am Rand der Schlucht angelangen, steht das halbe Steinensemble bereits im Schatten und wir haben Glück, können wir doch noch eine schöne Szenerie einfangen.

Wir essen früh zu Abend und gehen auch früh ins Bett. Wir werden bald merken, dass wir uns auf knapp 2500 Metern befinden.

Um 6:00 AM stehen

wir auf, dieses Mal aufgrund des Sonnenaufgangs. Und weil noch eine längere Wanderung geplant ist. Wir frühstücken, packen unsere Rucksäcke mit Wasser, Picknick und Fotoausrüstung und düsen los. War es bei uns auf dem Campingplatz noch Windstill, geht nach kurzer Zeit eine deftige Bise.

Das Stativ und Kamera werden aufgebaut und wir spüren unsere Hände nicht mehr. Wir sind beide total underdressed. Es ist saukalt und der Wind tut noch sein restliches. Hinzu kommt, dass wir nicht genau herausfinden konnten, wann die Sonne aufgeht. Darum stehen wir zu früh am Rand des Cayons und frieren uns den Hintern ab. Als aussenstehende Person muss es recht spassig ausgesehen haben, wie wir mit Aufwärmübungen probiert haben, unsere Körper warm zu halten.

Als dann diese dämliche Sonne endlich ihr Antlitz über den Horizont geschoben und wir unsere Bilder im Kasten hatten, türmten wir vor der Kälte ins nächste Restaurant. Eine heisse Schoggi und eine Brühe von einem Kaffee wärmten Geist und Seele wieder auf.

Aufgewärmt und frisch gestärkt gehen wir unsere Wanderung an. Peek-A-Boo-Loop (tönt wie Kinderschleckzeug) heisst dieser Hike, dauert etwa 4-5 Stunden und geht mitten ins Steingetümmel. Man wandert an den skurrilsten Felsformationen entlang, hat ungewohnte Blickwinkel auf die Hoodos und kommt bald nicht mehr nach mit Fotografieren.

Auch die Temperatur klettert, wie die Sonne, auf ein Höchstniveau und die Kälte vom Morgen ist wie weg geblasen. Der einzige Nachteil dieser Wanderung? Was man zu Beginn in den Canyon runter geht muss man am Schluss auch wieder rauf und es gibt schöneres, als an der prallen Sonne 300 Höhenmeter zu bewältigen

Item, wir kommen oben an, verschlingen unsere Wegzerrung und hängen noch einen kurzen Spaziergang zu einer weiteren Sehenswürdigkeit (Tower Bridge) an. Das 'Kurz' heisst aber nicht ‚nicht anstrengend’. Obwohl nur 3 Meilen lang (ca. 5 km), geht es auch hier zuerst runter, dann wieder rauf. Und als wir auch diesen Sauhund von Stutz bezwungen haben, sitzen wir wieder in unseren Campingstühlen und träumen von Fuss- und Rückenmassagen, Whirlpool, Sauna und einem weichem Bett.

Den Abend lassen wir gemütlich bei einem Lagerfeuer ausklingen und die gewonnen Eindrücke nochmals Revue passieren.