2012Alain MuellerComment

New York

2012Alain MuellerComment
New York

Nach gut sechs Stunden landen wir in New York. Durch die Zeitverschiebung von der West- zur Ostküste ist es spät geworden. Es ist 22:00 Uhr, wir haben noch einen Transfer-Shuttle von ungefähr einer Stunde vor uns und müssen uns noch ein wenig zurecht finden am grossen JFK. Als wir dann im Hotel Gershwin unser Zimmer beziehen, wollen wir nur noch schnell etwas essen, bevor wir in die Federn hüpfen.

Aber in der Stadt die nie schläft, wird es also doch recht schwierig, um diese Uhrzeit etwas zu finden. Zumal wir uns weder auskennen noch orientieren können. In einem 24h-Deli (eine Art Sandwicheria, die aber auch sonst alles Mögliche verkaufen) werden wir schlussendlich fündig.

Das Hotel ist

super gelegen. Keine fünf Blocks vom Empire State Building und an der 5th Avenue, berühmt für ihre zahlreichen Shoppingmöglichkeiten und einen Steinwurf vom Flatiron-Gebäude. Die Zimmer sind klein aber gemütlich und bieten alles was man braucht. Einzig die Fenster machen uns Sorgen, ist es doch relativ kalt im Zimmer und sind wir uns noch andere Temperaturen gewöhnt. Ein Highlight gibts noch: Als wir mit dem Shuttle-Van ankommen, empfängt uns der Bellboy des Hotels, kümmert sich um unser Gepäck und mit einem richtig alten Lift, wie man sie aus Filmen kennt, gehts aufwärts.
Am nächsten Morgen gehts früh auf, wir wollen auf Entdeckungstour gehen. Beim Duschen ist es wie Lotto: die Dusche stellt sich selbständig mal kurz auf eiskalt oder brühheiss - man ist auf jeden Fall wach...

Wir sind bereit

und gehen in die Lobby. Hier herrscht schon angenehmes Treiben und es riecht herrlich nach frischem Kaffee und feinen Brötli. Der Duft kommt vom angrenzenden Birch Café (mittlerweile haben sie mehrere Standorte. Wir waren in diesem). Eine super Café-Bar. Wir enscheiden uns, mit gütiger Mithilfe des feinen Dufts, noch eine Kleinigkeit zu frühstücken und gnähmigen uns ein Cappuccino mit Herz- und Farnblattmuster und zwei Croissants. Gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Empire State Building. Wir kommen gut vorwärts in der Schlange, die Kontrollen sind wie am Flughafen. Nach einer guten halben Stunde kommen wir zum Ticketschalter und bemerken mit Schrecken, dass wir nur das Ticket für den 102. Stock mitgenommen haben. Um aber Zutritt zu bekommen, muss man auch das Ticket für die 86. Etage vorzeigen und so war alles umsonst. Wir klinken uns aus der Schlange und machen eine kleine Standortbestimmung und Planänderung. Statt in luftige Höhe, gehen wir in muffige Museen. Neinnein, so schlimm ist es nicht, wir besuchen das Museum of Natural History, auch bekannt aus dem Film "Night at the Museum" mit Ben Stiller, geniessen bei einem Spaziergang durch den Central Park das schöne warme Wetter und finden uns später auf dem Broadway und dem Times Square wieder. Da wir zu Fuss unterwegs sind, gibts auch immer wieder Abstecher in die vielen Shops und so vergeht der Tag wie im Flug. Das Abendessen nehmen wir in einer nahe gelegenen Pub-Brewery ein und sind dann schon froh, kommen wir aus den Schuhen raus und können die Füsse hochlegen.

Am zweiten Tag

haben wir beide Empire-Tickets eingepackt und sind kurz vor Türöffnung beim Eingang. Wären wir gestern insgesamt einenhalb Stunden angestanden, stehen wir heute keine 10 Minuten später auf der ersten Plattform auf 320 Metern. Eine super Aussicht tröstet über die garstigen Temperaturen und einen starken, böigen Wind hinweg. Und kurz nachdem wir auch den 102. Stock (373 Meter) bestiegen haben, befinden wir uns wieder auf sicherem Boden. Weiter gehts zur Pier 83, heute ist unser Sightseeing-Tag. Vom Pier verkehren Schiffe, die Touren um Manhattan im Hudson- und East River anbieten. Wir buchen eine halbe Umrundung die zwei Stunden dauert. Leider bewölkt es sich zusehends und es wird auch windiger. Trotzdem ist die Schifffahrt unterhaltsam, die Aussicht auf die Skyline gibt tolle Sujets, der Abstecher zur Freiheitsstatue fehlt auch nicht und die Brooklyn Bridge und das UNO-Gebäude werden auch noch abgefahren. Durchgefroren steigen wir am Ende der Tour an Land und schwanken wieder ins Zentrum, wo wir das erste Mal die Subway benutzen. Wir fahren Richtung Downtown zum World Trade Center und Ground Zero. Beeindruckt, wie weit fortgeschritten der Neubau ist und nachdenklich gestimmt vom 9/11 Memorial, besichtigen wir noch die Wall Street.
Den Abend beschliessen wir asiatisch und fallen nach einem ereignisreichen Tag todmüde ins Bett.

Und da New York

nicht nur Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, sondern auch als Shoppingmetropole bekannt ist, haben wir den nächsten Tag fürs Marathonshoppen reserviert. Wir beginnen in der Outlet Mall Jersey Gardens. Über 200 Läden von Levis über Nike, bis Tommy Hilfiger, Abercrombie etc. bieten ihre Waren zu unglaublich tiefen Preisen an und wir steigen mit gut gefüllten Taschen in den Bus zurück nach New York ein, wo wir das Ausl(k)aufen bestreiten. Es werden noch verschiedene Einkäufe getätigt, die Kreditkarte qualmt und das Bargeld wird auch weniger. Wir laden unsere Taschen im Hotel ab, schnappen unsere Kamera und fahren mit der Subway nach Brooklyn. Die Sonne ist leider schon untergegangen, so nehmen wir die New Yorker Skyline und die Brooklyn Bridge bei Nacht. In der Nähe der Promenade gibts eine tolle Pizzeria und wir freuen uns auf die italienische Küche. Auf dem Weg zum Restaurant fällt uns weiter vorn eine Schlange auf. Als wir uns nähern, merken wir, dass die alle in eben diese Pizzeria wollen. Die Schlange ist ohne zu übertreiben etwa 30 Meter lang und es geht überhaupt nicht vorwärts. Vom Powershopping sind wir richtig hungrig geworden, auch weil wir den ganzen Tag nichts gegessen haben. Vom feinen Duft nach Pizza läuft uns das Wasser im Mund zusammen, aber so lange wollen wir dann doch nicht anstehen. Das Reiseführer-App wird konsultiert, und hungrige 30 Minuten später suchen wir in Little Italy Lombardi's Pizzeria, die behauptet, die Pizza erfunden zu haben. Ob das wahr ist oder nicht, die Pizza ist unglaublich lecker, sehr zu empfehlen, und auch sonst stimmt alles in diesem Restaurant. Wir verputzen unser 18-Zoll-Pizza rübis und stübis inklusive Salat. Basta!

In der Nähe

hat es noch eine Tiki-Bar und so gibt es statt einem Dessert noch ein paar köstliche Cocktails im Painkiller (wurde leider geschlossen). Stimmige Bar, die schwierig zu finden ist, hat man nicht die genaue Adresse zur Hand. Aber wer sucht, der findet und die Suche belohnt. Alles ist mit Bambus verkleidet, es riecht nach Südsee, der Rum fliesst in strömen und überall hängen Palmwedel und Tikibilder. Aloha...
Als wir am nächsten Tag aufwachen spüren wir nicht den Alkohol, nein, sondern unsere Füsse. Die zwei Tage sind nicht spurlos an ihnen vorüber gegangen uns so gehen wir es gemütlich an. Nach einer kleinen Stärkung im Birch, gehts Richtung Washington Square Park. Eine kleine Parkanlage, mit Springbrunnen und dem Washington Square Arch, der wie eine Miniatur des Arc de Triomphe in Paris aussieht. Wir lassen uns auf eine Bank nieder, geniessen das schöne Wetter, und schauen dem Trubel, den Musikern und Strassenkünstler zu. Beim Springbrunnen, der nicht mehr in Betrieb ist, heizen ein paar schwarze Tänzer dem Publikum ein und wir stellen uns auch dazu. Die Show hat noch nicht angefangen und es kommen immer mehr Zuschauer dazu, neugierig,was denn da geboten wird. Es wird getanzt, gebreakdanced, das Publikum auf die schippe genommen und ein paar Witze über Romney fehlen auch nicht. Als es auf die letzte Nummer zugeht, braucht die Truppe vier Freiwillige. Wie es der Zufall so will, hat sich der eine Tänzer Jenny als Ziel genommen und so muss die Kleine, widerwillig und mit knallrotem Gesicht, noch in den Brunnen steigen und tatkräftig mithelfen. Alain findets lustig und nimmt ein Vidoe nach dem anderen auf, hehe.

Nach der super Darbietung haben wir Lust auf einen Kaffee und so gibt es einen kurzen Abstecher in den nächsten Starbucks, bevor wir durch SoHo schlendern, die teuern Designer-Läden bestaunen und später die Brooklyn Bridge bei herrlichem Sonnenschein zu Fuss überqueren. Auf der anderen Seite des East River setzen wir uns in einem Park an den Fluss, fast unter der Brooklyn Bridge, schauen der untergehenden Sonne zu und erfreuen uns der schönen Szenerie. Es ist unser letzter Abend in New York und unser letzter Abend in den USA. Wir werden ein bisschen sentimental, schwelgen in Errinnerungen, lassen das Erlebte nochmals vor dem geistigen Auge Revue passieren und sind erstaunt, wie schnell die sieben Wochen vergangen sind.

Als die Sonne

den Horizont berührt, lassen wir Brooklyn hinter uns und fahren mit der Subway zu unserem Hotel zurück. Wir duschen und machen uns frisch, denn wir wollen diesen Abend gebührend ausklingen lassen. Im East Village finden wir ein kleines charmantes Restaurant. Die vorzüglichen Pasta und der köstliche Wein finden schnell den Weg in unsere Mägen. Auch im East Village hat es ganz in der Nähe des Restaurants eine kleine Bar im Stile eines Speakeasy. So wurden die Bars zur Prohobitionszeit von 1919 bis 1933 in Amerika genannt. Geheime Türen zu Kneipen mit hochprozentigem Alkohol, feuchtfröhlichem Trubel und verrauchtem Ambiente. Aber das war einmal. Die Bar heisst Death & Co, ist von aussen kaum sichtbar angeschrieben. Würden wir nicht danach suchen, stände kein Türsteher davor, man würde ungeachtet daran vorbei gehen. An der Eingangstür ist nur ein kleines Schild angebracht.

Als wir ankommen,

hat es keinen Platz, die Türdame nimmt unsere Namen auf und erklärt uns, dass wir in etwa 30 Minuten noch einmal vorbei kommen sollen. Wir machen einen Verdauungs-Spaziergang durchs Village, Alain genehmigt sich in einer Café-Bar noch einen Espresso und schon ist die Zeit um und wir haben Glück und bekommen einen Platz an einem Tischchen. Das Lokal ist sehr gemütlich und nicht gross, dunkel, mit kleinenSitznischen, die nur mit Kerzen beleuchtet werden und ein paar Plätzen an der Bar. Viele Zutaten der Cocktails sind selbst gemacht und Alain's Augen glänzen vor Entzückung. Die bestellten Cocktails sind ausgewogen und schmecken uns vortrefflich und der Service ist ausgezeichnet. Und darum gibt es noch eine zweite Runde. Eine der besten Bars, die Alain je besucht hat. Und so neigt sich die letzte Nacht dem Ende zu.
Am nächsten Morgen gehts ans Packen, aus dem Hotel ausgecheckt, dann natürlich wird im Birch noch richtig gefrühstückt, die letzten Mitbringsel müssen noch eingekauft und die letzten Reisevorbereitungen getroffen (schliesslich haben wir noch einen Koffer mehr anzumelden) werden. Als uns der Shuttle-Service abholt, sieht es nach Regen aus. Und als wir am Flughafen ankommen, schüttet es wie aus Kübeln. Ein Zeichen, dass uns New York nicht gehen lassen möchte ;-)

121014. New York (478).jpg

Wir checken

problemlos ein, geben unsere drei Koffer auf (das Gewicht ist vollkommen ausgereizt, beim aufgegebenen sowie beim Handgepäck), lassen die Sicherheitskontrollen stoisch über uns ergehen und warten an unserem Gate auf das Boarding.
Der Flug verläuft ohne Probleme, schaut man über nervige brillensuchende und rotz-die-nase-hoch-ziehende Sitznachbarn weg. 
In Zürich gelandet schnappen wir uns unser Gepäck ab dem Rollband und gehen schnurstracks zum Zoll. Die 130.- Mehrwert Steuer am Zoll ist nicht der Rede Wert, dachten wir beide, dass es doch uns viel teurer zu stehen kommen würde.
Und als wir dann endlich wieder Schweizer Boden unter den Füssen haben und in die Eingangshalle vom Züricher Flughafen treten, begrüsst uns stürmisch, mit einer Berner Fahne und Prosecco bewaffnet, Alain's Mami. Es wird gedrückt, geküsst und umarmt und kurzum später sitzen wir im Auto Richtung Bern.

Die Überraschung ist gross, als wir das Treppenhaus erklimmen und unsere Wohnungstüre sehen. Sie ist über und über mit Fotos von unserer Reise zugepflastert, mit Bändern und Willkommens-Schildern übersäht, so dass wir fast den Schlüsseldienst holen müssen um das Schlüsselloch zu finden. Jenny's Eltern, ihre Schwester samt Familie haben alles gegeben um uns einen gebührenden Empfang zu bereiten. Die Überraschung ist ihnen gelungen und unsere Münder immer noch weit offen.
Und so endet unser Kapitel 'Roadtrip USA Westcoast' und wir schliesen die Berichterstattung mit einem grossen Dankeschön an alle Leser und Reiseverfolger ab. Wir hoffen, dass wir euch einen kleinen Einblick in unsere Reise geben konnten und ihr beim Lesen genauso viel Spass hattet wie wir beim Schreiben.