Überfahrt zum Grand Canyon

Überfahrt zum Grand Canyon

Lasst den Roadtrip beginnen…

Nach einer Fahrt von etwa 75 Meilen biegen wir irgendwo im Nirgendwo auf eine Gravelroad ein, welche uns zur Nevada Telephone Cove führt.

Für Jenny's Nerven, welche dick wie Drahtseile sind, ist diese Strasse ein Nasenwasser… Noooot 😂

Schon nach ein paar Sekunden wirkt Jenny angespannt und die Nerven werden auf die Probe gestellt, während unsere Josy mehr als 30 Minuten über den unebenen Kiesweg holpert und es im Innern scheppert und wackelt. In einer Kurve neigt sich der Camper bedrohlich zur Seite und Jenny kann das Unglück stoppen indem sie sich mit ihrem vollen Körpergewicht auf die andere Seite schmeisst… So schlimm war es dann doch nicht, aber die Neigung des Fahrzeugs hatte schon eine grüslige Wirkung.

Das Gemüt erholt sich sofort nach dem ersten Blick, welchen wir auf die Telephone Cove erhaschen. Direkt am Wasser suchen wir uns das lauschigste Plätzchen aus und schmeissen uns ins Badegewand. Die Übernachtung an diesem wunderschönen Ort ist kostenlos. Man muss lediglich einen Nationalpark-Anual-Pass besitzen oder die Fee für die Lake Mead Recreation Area bezahlen.

Die Nevada Telephone Cove

liegt in der Lake Mead National Recreation Area, einem riesigen Gebiet in Nevada und Arizona. Die Cove ist bekannt für ihre malerischen Buchten, die von steilen Felswänden und Wüstenlandschaften umgeben sind. Sie bietet eine Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten wie Bootfahren, Angeln, Schwimmen und Picknicken. Die Gewässer des Lake Mead sind ein Paradies für Wassersportarten wie Wasserski, Jet-Ski und Kajakfahren. Die Umgebung ist reich an Geschichte und Natur, mit Wanderwegen, die zu faszinierenden Aussichtspunkten führen und Einblicke in die einzigartige Wüstenflora und -fauna bieten. Der Lake Mead selbst entstand durch den Bau des Hoover-Staudamms am Colorado River und ist heute nicht nur ein wichtiges Wasserreservoir, sondern auch ein beliebtes Erholungsgebiet für Besucher aus der ganzen Welt.

Den Abend

lassen wir mit Häppli, Negroni und Emma’s Lieblingsessen Hörndli + Ghackets ausklingen.

Nach einer anfangs sehr heissen Nacht im Camper, erwartet uns am Morgen ein sehr schöner, idyllischer  Sonnenaufgang.

Der nächste Tag steht unter dem Motto baden, chillen, spielen. Zum Znacht wird das erste Steak grilliert, ein guter Tropfen Wein geschlürft und - fast hätten wir es vergessen - auf unser 19-jähriges Jubiläum angestossen…❤️ Wahnsinn!

Glücklicherweise ist kein Regen angesagt. Denn sonst hätten wir wohl ein oder zwei Tage mehr an diesem Paradies verbringen müssen. Bei einem Gewitter oder Regen würde sich die Gravelroad in eine schmierige Schlammpiste verwandeln und der Rückweg wäre für unser Josy nicht mehr passierbar.

Kein Regen, was für ein Segen… Also steht unserer Weiterfahrt am nächsten Morgen nichts mehr im Weg. Wie ein Profi steuert Alain unseren 7 Meter langen Camper die immer noch holprige Buckelpiste aufwärts. See you soon… Am Ende unseres Roadtrips kommen wir wohl nochmals für ein paar chillige Tage vorbei.

Nach diesem

gemütlichen Einstieg in unseren Roadtrip steht der erste Fahrtag an. Kurz noch einen Cafe-Mocca bei Starbucks holen, eine runde Schaukeln für Emma und ab geht’s in Richtung Flagstaff, Arizona. Dazwischen machen wir jedoch noch einen Halt im Städchen Williams. Dort steht Kinderbespassung auf dem Programm. Das BEARIZONA!

Bearizona ist ein Wildpark, der sich auf die Tierwelt Nordamerikas konzentriert. Besucher können eine landschaftlich gestaltete Fahrt (mit dem eigenen Auto! Amerikanisch halt…) durch das Gelände unternehmen, um Tiere wie Bären, Wölfe, Bisons, Hirsche und Bergziegen in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen. Es gibt auch Fusswege, auf denen man Otter, Arktische Füchse, Luchse und Stachelschweine beobachten kann.

iOverlander sei Dank finden wir hier für die Nacht einen sogenannten Bondocking-Platz. Dazu nehmen wir die nördliche Route 64 in Richtung Grand Canyon. Was wir erst später erfahren ist, dass dieses Strassen-Teilstück der ehemals historischen Route 66 entspricht. Vom Wildpark fahren wir keine 10 Minuten und biegen dann rechts auf einen Waldweg ein. Die Gravelroad ist in einem guten Zustand und kann auch mit grösseren Campern gut befahren werden. Es hat schon einige Wildcamper hier und somit nehmen wir noch was übrig ist. Unter einer Pinie parken wir unsere Josy und richten uns häuslich ein.

Was wir nun

auch merken, ist die Höhendifferenz zwischen der Nevada Telephone Cove und Williams. Gestartet sind wir bei ca. 220 Metern über Meer, nun campen wir bei über 2'000 Metern. Der Temperatur-Unterschied könnte ebenfalls nicht grösser sein. Die letzten Tage in Las Vegas und an der Telephone Cove hatten wir zwischen 28 und 35 Grad im Schatten. Auch die Nächte waren angenehm warm, wenn nicht sogar heiss. Nun bewegen wir uns durch die Nacht eher in die andere Richtung gegen den Gefrierpunkt. Das Wetter könnte aber nicht besser sein: Sonnenschein, stahlblauer Himmel und nur vereinzelt ein paar Wolken. Durch den Tag klettert das Quecksilber zwischen 20 bis 25 Grad.

Wir überstehen die erste kalte Nacht, am Morgen stellen wir trotzdem die Heizung an. Nach dem Frühstück schnacken wir noch kurz mit unseren Nachbaren. Emma findet gefallen an einer 18-jährigen Hündin namens Libbey. Sie sei auf Diät, teilt uns das Herrchen lachend mit. Die Hündin sieht tatsächlich wie ein Rollmops aus und ist eher breit als lang.

Nach dem Schwatz packen wir alles zusammen und verlassen dieses wunderbare Fleckchen.

Bevor wir

nach Flagstaff fahren, stoppen wir noch bei der Grand Canyon Deer Farm. Die Grand Canyon Deer Farm bietet Besuchern die Möglichkeit, in die Welt der Wildtiere einzutauchen. Hier können Hirsche, Ziegen, Lamas, Alpakas und andere Tiere hautnah erlebt und sogar gefüttert werden. Klingt toll - als Emma und Jenny jedoch in das Gehege laufen, werden sie von einem Rudel Rehe überfallen. Das Futter in Jenny's Hand zieht die Viecher an wie das Licht die Motten. Nach dem wir dieses Erlebnis auch "in the books" haben, heisst der nächste Halt: Flagstaff. 

Flagstaff liegt am Fuße des majestätischen San Francisco Peaks und ist für seine atemberaubende Landschaft, historischen Sehenswürdigkeiten und vielfältigen Freizeitmöglichkeiten bekannt. Die Stadt ist ein beliebtes Ziel für Outdoor-Enthusiasten, die die nahegelegenen Wälder, Wanderwege und Skigebiete erkunden möchten. Das Lowell Observatory lockt Astronomiebegeisterte an und bietet Einblicke in die Sterne und Planeten. Kulturell bietet Flagstaff eine lebendige Kunstszene, historische Viertel und das Museum of Northern Arizona, das die reiche Geschichte und Kultur der Region zeigt. Mit einer lebendigen Innenstadt voller Geschäfte, Restaurants und Brauereien bietet Flagstaff auch eine pulsierende Gemeinschaft und ein angenehmes Klima, das das ganze Jahr über Aktivitäten im Freien ermöglicht.

Hier übernachten

wir auf einem KOA Campground. Wir benötigen unbedingt Full Hook Up und müssen auch mal unsere Wäsche waschen. Wir sind ja schliesslich schon eine Woche in den USA. Der KOA bietet nebst Full Hook Up auch einen Kinderspielplatz und ein riesiges Jumping Pillow. Für Emma natürlich ein Paradies und die Kleine kann es kaum erwarten aus unserer Josy zu steigen. Während Emma sich austobt, waschen wir die Wäsche, duschen mal wieder ausgiebig und lassen im schönen Campground die Seele baumeln. Am Abend machen wir tatsächlich erst unser erstes Feuer und bruzlen Grill-Gemüse und Lachs darauf.

Der nächste Tag teilen wir wie folgt auf: morgens Kinderprogramm mit Spielplatz und Jumping Pillow, nachmittags Erwachsenenprogramm mit Ausflug nach Downtown Flagstaff. Ein bisschen durch das Städtchen bummeln, ein paar Läden besuchen, einen Café schlürfen und die obengenannten Brauereien entdecken.

Nach dem Besuch in der Mother Road Brewing Company, ein paar leckeren Bierchen und einigen UNO-Runden, holen wir uns eine leckere Steinofenpizza in der Nachbars-Pizzeria Pizzicletta. Diese verschlingen wir dann auf dem Campingpatz.

Bevor es dann

zum imposanten Gran Canyon geht, machen wir noch einen Schlenker und besuchen das Wupatki National Monument und das Sunset Crater Volcano National Monument, wo wir auf dem Bonito Campground übernachten.

Starker Wind und ein Temperatur-Sturz sind angesagt - extrem starker Wind empfängt uns für den ganzen Tag, am Abend wird es sogar noch kurz schneien. Aufgrund der grossen Fläche des Campers werden wir wie ein Schiff auf starkem Wellengang hin und her geschunkelt. Mit windgerechtem Tempo tuckern wir durch Landschaften mit schwarzer Lava-Erde und knallroten Felsen. 

Das Wupatki National Monument und das Sunset Crater Volcano National Monument sind beide faszinierende Stätten in Arizona, die eng miteinander verbunden sind..

Das Wupatki National Monument beherbergt eine Vielzahl von archäologischen Stätten, darunter Pueblos und Ruinen, die von den Sinagua, einer prähistorischen indianischen Kultur, erbaut wurden. Diese Stätten bieten Einblicke in das Leben und die Kultur dieser alten Zivilisation.

Das Sunset Crater Volcano National Monument, das in der Nähe liegt, ist die Heimat des Sunset Crater, eines Vulkankegels, der vor etwa 1'000 Jahren entstanden ist. Die Gegend ist geprägt von faszinierender Vulkanlandschaft, einzigartiger Flora und Fauna sowie atemberaubenden Ausblicken, insbesondere bei Sonnenuntergang.

Beide Monumente

wurden im Jahr 2022 vom Tunnel Fire bedroht, einem Brand, der Teile des Coconino National Forest und der umliegenden Gebiete betraf. Dieses bedauerliche Ereignis zwang zur Evakuierung von Einwohnern und verursachte Schäden in einigen Gebieten der Monumente, welche heute immer noch zu sehen sind.

Trotz des Windes besuchen wir einige Pueblo-Ruinen und das Visitor Center. Danach Fahren wir weiter die Loop Road in Richtung Sunset Crater. Da die Windböen noch stärker werden, entscheiden wir uns direkt zum Bonito-Campground  zu fahren. Das Wetter wird zunehmend schlechter. Hat uns zu Tagesbeginn noch die Sonne begrüsst, kommen nun dicke Wolken auf. Der anfängliche Regen wird zu Graupel und dann noch zu einem kurzen Schneefall. Die tolle Site 29 können wir leider nicht gross nutzen, wir verbringen die meiste Zeit des Nachmittags im Camper und essen auch zum ersten Mal drin.

Mit einem etwas mulmigen Gefühl gehen wir ins Bett. Erinnerungen an unseren letzten Aufenthalt im Yosemite National Park im 2017 werden wach. Als wir am nächsten Morgen aus dem Camper-Fenster schauen, ist es zum Glück nicht weiss. Kein Wölkchen ist mehr am Himmel, als wäre nichts gewesen, scheint die Sonne und auch der Wind bläst nicht mehr. Wir frühstücken und machen uns und unsere Josy startklar.

Nächster Halt: Grand Canyon National Park.