2012Alain MuellerComment

The Subway

2012Alain MuellerComment
The Subway

Unser Permit ist für die Wanderung ‚the Left Fork’. Das Highlight ist die so genannt Subway. Eine tunnelartige Höhle, mit verschiedenen kleinen Pools, die man auf zwei verschiedene Arten machen kann:

  1. From the top down → Von oben durch die Subway, da braucht man allerdings Canyoneer-Ausrüstung.

  2. From the bottom up → Man kämpft sich Fluss aufwärts und kommt von unten dazu. 

Ohne Ausrüstung bleibt uns daher nur Option zwei offen.

Wir verlassen den Campingplatz um 7:00 und sind kurze Zeit später am sogenannten Trailhead, dem Startpunkt der Wanderung. Noch ein kurzes Angstbisi und schon sind wir zwei unterwegs. Zuerst geht es etwa einen Kilometer durch ein Wacholder- und Nusskiefernwäldchen (dabei sehen wir noch einen Hasen), bevor man an die Abruchkante des Great West Canyons gelangt. Weiter links sieht man schon den saumässig steilen Abhang (120 Höhenmeter) und unten wie sich der North Creek seinen Weg durch die Felsen bahnt.

Der Abstieg

hat es in sich, zumal wir im Vorfeld nichts Gutes darüber gehört oder gelesen hatten. Aber dann war alles nur halb so schlimm und ehe man sich versieht, ist man schon im Flussbett und kämpft mit grossen und kleinen Felsen, mit dicken und dünnen Baumstämmen, mit buschigen und dornigen Sträuchern und zu guter Letzt versucht man, keine nassen Füsse zu kriegen.

Es ist eine anspruchsvolle Wanderung: etliche Male überqueren wir den Fluss, um den vielen Hindernissen am Ufer auszuweichen und passen höllisch auf, dass wir nicht ausrutschen oder irgendwo hängen bleiben. Doch es macht Spass, wir kommen gut vorwärts und auch Jenny hat nun ihre Bedenken verloren.

Da wir mal wieder sehr früh unterwegs sind, haben wir die ganze Szenerie für uns: Links und rechts bauen sich rotschwarze Felswände auf, hie und da hat es ein paar kleine, schöne Wasserfälle und Pools und manchmal springt uns ein Frosch über den Weg.

120920. Zion (127).jpg

Nach gut einer

Stunde kommen wir an zwei Felsen mit Dinosaurier-Spuren vorbei und nach einer weiteren Stunde erreichen wir ein weiteres fotogenes Sujet: die Arch Angel Falls. Der Fluss maändert über treppenartige Kaskaden und wiederum eine halbe Stunde später stehen wir vor der Subway, aber nicht ohne den ‚Crack’ fotografiert zu haben: Eine enge Felsspalte durch die das Flusswasser nur so hindurch schiesst.

Der fotogene Abschnitt der Subway ist etwa nur 150 Meter lang. Es hätte ein bisschen weiter oben noch ein paar schöne Stellen, wer aber nicht nass werden will oder kein Seil dabei hat, für den ist hier Schluss.

Alain will es trotzdem probieren, zieht sich die eingepackten Badehosen und Flip Flops an, watet und schwimmt durch eisiges Wasser (36 RIG*). Doch leider ist der Aufwand umsonst. Ohne Hilfe kommt man nicht zur sogenannten Log Chamber, vor deren glühenden Wänden schon seit Jahren ein fotogener Baumstamm quer liegt.
 

So machen

wir halt ‚nur’ im unter Teil der Subway unsere Fotos. Als wir unsere Bilder im Kasten haben und die Füsse vom kalten Wasser schon halb durchgefroren sind, machen wir es uns draussen an der Sonne gemütlich und stärken uns für den Rückweg. Und nun kommt auch ein bisschen Leben in die einsame Wildnis: ein paar Cayoneers kommen durch die Schlucht herab. Gleichzeitig sehen wir von unten die ersten unserer Leidensgenossen nahen. Auf dem Rückweg werden noch einige folgen.

Ausgeruht und aufgewärmt, wieder einmal, machen wir uns auf den ‚way back’. Diesmal geht es zügiger voran, machen wir keine Fotopausen mehr und kennen auch den Weg besser. Nach gut zwei Stunden befinden wir uns am steilen Aufstieg und verfluchen diesen Saucheib schon jetzt. Doch alles Fluchen nützt nichts. Ein wenig ausgepowert nehmen wir den Hang in Angriff, um oben mit hoch-roten Gesichtern, völlig ausser Atem, kaputt und verschwitzt anzukommen. Sofort bekommen Jenny, von einem schönen Italiener, und Alain, von einer kleinen Thailänderin, eine Ganz-Körper-Massage verpasst. Leider ist das nur eine Fata Morgana und entpuppt sich als der letzte Rest zurück durch das Wäldchen zum Camper.

So endet unser Aufenthalt und Abenteuer im Zion National Park. Als wir uns wieder ein bisschen erholt haben, fahren wir noch am selben Abend weiter in Richtung nächstes Ziel: Valley of Fire State Park.

*RIG -> Rümpf im Gigu