2014Alain MuellerComment

Coyote Buttes South

2014Alain MuellerComment
Coyote Buttes South

Und nun kommen wir zu einem der schönsten Highlights unseres Road Trips. Im Vermilion Cliffs National Monument – ca. eine Autostunde von Page entfernt – gibt es zwei Gebiete, die nur von je 20 Personen am Tag betreten werden dürfen. Es geht um die Coyote Buttes North und South.

Dafür muss man drei Monate vor seinem Wunschtermin an einer Lotterie teilnehmen bzw. zu einem bestimmten Datum am Computer sitzen und die Permits lösen. Wir haben an beiden Varianten teilgenommen. Doch „leider“ nur für die Südlichen Buttes Zugangsbewilligungen erhalten. Man muss hier noch hinzufügen, dass es reine Glücksache ist, Permits für den nördlichen Teil zu bekommen, in der sich auch die „Wave“ befindet. Für Termine in der Hauptsaison nehmen immerhin bis zu 300 Personen an einer Verlosung teil. Aber wie schon gesagt, bei den Coyote Buttes South hatten wir Glück und ergatterten 4 Permits.

Also, los geht’s!

Am Morgen müssen wir früh aus den Federn. Heute ist der grosse Tag, auf welchen wir uns alle schon so lange freuen. Die South Coyote Buttes stehen an. Etwas nervös sind wir schon. Die Anreise ist laut diversen Blogs und sonstigen Beschrieben im Internet sehr anspruchsvoll und auch die Wettervorhersagen sind nicht ganz nach unserem Gusto. Trotzdem sind wir chribbelig und freuen uns auf das Abenteuer in der Wildnis.

Unser heutiger Fahrer ist Oli. Nach kurzer Fahrt auf dem Highway biegen wir bald auf die House Rock Valley Road ein. Es wurde uns gesagt, sie sei in gutem Zustand, aber trotzdem ist es eine Holperpiste. Wir pflügen zwei Stunden lang mit unserem SUV durch Tiefsand, fern ab der Zivilisation. Ein Schlagloch da, eine tiefe Sandpassage dort und immer wieder gilt es kantige Felsen mit dem Jeep zu bezwingen.

Am ersten

Zwischenstopp angekommen, stockt einem der Atem. Die Formenvielfalt, die zahlreichen Farbnuancen, gleichzeitig gepaart mit der Fragilität der einzelnen Gebilde überwältigt uns. Eine wahre Symphonie aus Sandstein! Was die Natur ab hier alles zu bieten hat. Wahnsinn!!! Und wir sind erst bei den Pow Hole Teepees. Das hier manchmal ein Wasserloch ist, welche als Viehtränke genutzt wird, kann man kaum glauben.

Das Wandern ist beschwerlich. Im tiefen Sand kommen wir zu Fuss nur schleppend voran. Hinzu kommt eine Glutofen-Hitze. Natürlich haben wir viel Wasser dabei und die ganzen Strapazen nehmen wir gerne auf uns. Wir fühlen uns ein wenig wie Bear Grylls auf seinen Expeditionen, mit dem Unterschied, dass wir unseren Proviant im WoMo vorbereitet mitgenommen haben und nicht wie er Insekten essen oder den eigenen Urin trinken müssen.

Wir erkunden jede Ecke, umrunden jeden noch so kleinen Felsen und schiessen Foto um Foto. Das Wetter ist fantastisch, die angekündigten Gewitter sind nirgends zu sehen und so machen wir uns auf zu den Cottonwood Teepees.

Oli fährt unseren

Offroader, als würde er dies täglich tun. Gelingt ihm eine der tiefen Sandpassagen nicht gleich beim ersten Versuch und wir bleiben stecken – keine Panik auf der Titanic – Rückwärtsgang rein, das Ganze zurück und mit vollem Tempo nochmals versuchen. Teils schwimmt der Jeep regelrecht auf der weichen Unterlage. Unterwegs erspähen wir einige Tierknochen, ja sogar ganze Skelette. Welcome to Wilderness...

Bevor wir diesen Teil erforschen, veranstalten wir ein kleines Picknick und erleichtern so unsere Rucksäcke. Wasser wird in unsere Camelbaks nachgefüllt. Und Minuten später quälen wir uns wieder im roten Sand in Richtung verdrehter Bögen, Wellen und Höhlen. Auch hier hat Baumeisterin Mutter Natur ganze Arbeit geleistet. Dieser Abschnitt ist weitläufiger als der vorherige. Deshalb benötigen wir auch mehr Zeit. Es ist kurz nach Mittag und die Temperaturen steigen weiter. Das Licht ist um diese Tageszeit freilich auch nicht gerade optimal zum fotografieren. Trotz allem machen wir das Beste daraus.

Bevor wir den

Rückweg antreten, müssen wir unsere Füsse, die Socken und die Schuhe vom Sand und das Auto von der Hitze befreien. In den ganzen Stunden die wir nun unterwegs sind, haben wir keine Menschenseele angetroffen. Wir waren völlig alleine und nur auf dem Rückweg sind uns zwei Autos entgegengekommen. Einfach herrlich, dieses Permit-System!

Nach geschüttelten zwei Stunden Rückfahrt kommen wir Müde und Erschöpft auf dem Campingplatz an. Es ist kurz vor Sonnenuntergang, aber wir stürzen uns in die Badesachen und fliegen beinahe an den See runter. Eine Wohltat, dieses kühle und erfrischende Nass.

Zweifellos darf

man sich im Nachhinein schon überlegen: was wäre gewesen, wenn wir nun mitten in der Pampa, bei ca. 40 Grad und weit weg jeglicher Zivilisation, auf einem kantigen Felsen das Auto aufgebockt hätten oder uns sonst irgendeine Panne zugestossen wäre, kein Handynetz und keine Menschenseele weit und breit. Zum Glück ist es nur ein Gedankengang... 😉

Erschöpft von der holprigen Fahrt und der Wanderung im tiefen Sand, genehmigen wir uns ein schnelles Nachtessen mit Pasta und Fertigsauce (sage und schreibe das erste Mal in den Ferien ohne Fleisch!?).

140918. Coyote_Buttes_South (67).jpg

Doch bevor wir

uns dem Abendbrot und einem Bierchen zu wenden können, müssen wir noch den Jeep zurückbringen und auf unsere Reise noch ein letztes Mal unsere verschmutzte Wäsche waschen.

Morgen geht es weiter in den Nationalpark Zion. Diesen haben wir schon bei unserem letzen USA-Aufenthalt besucht. Es hat uns aber dermassen gut gefallen und dazu kommt, dass wir noch offene Wanderungen in der Pipeline haben.