Felsbögen & Irrgärten - Arches National Park

Felsbögen & Irrgärten - Arches National Park

Heute ist Sonntag, der 19. Mai 2024, und wir sind nun schon über drei Wochen auf Achse.

Nach dem tollen Abenteuer im Chesler Park verlassen wir den Needles District glücklich und zufrieden, mit einem Rucksack voll toller Erlebnisse und einem einmaligen Abenteuer. Aber wir spüren die Strapazen der über 18 Kilometer doch mehr als gedacht. Zum Glück ist heute ein Fahrtag und somit können wir es etwas geruhsamer angehen.

Die heutige Etappe führt uns vom Canyonlands National Park über Moab in den Arches National Park.

Der Arches-Nationalpark, gegründet 1929, liegt im östlichen Utah und ist weltbekannt für seine atemberaubenden natürlichen Sandsteinbögen. Mit über 2’000 Bögen, geformt durch Millionen Jahre der Erosion, bietet der Park eine spektakuläre Landschaft aus rotem Fels und zerklüfteten Canyons.

Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten umfassen den Delicate Arch, das ikonische Symbol des Parks und des Bundesstaates Utah. Dieser freistehende Bogen ist ein beliebtes Fotomotiv und Ziel einer anspruchsvollen Wanderung. Der Landscape Arch, einer der längsten natürlichen Bögen der Welt, beeindruckt Besucher mit seiner filigranen und fragilen Struktur. Der Balanced Rock, eine massive Felsformation, die scheinbar waghalsig auf einem schmalen Sockel balanciert, bietet eine weitere faszinierende Aussicht.

Zu den besonders erwähnenswerten Gebieten im Park zählen die Fiery Furnace, ein Labyrinth aus engen Schluchten und beeindruckenden Felsformationen, sowie der Devils Garden, der mit einer Vielzahl an Bögen und spektakulären Felsstrukturen aufwartet. Diese Orte verkörpern die geologischen Wunder des Arches-Nationalparks und bieten unvergessliche Erlebnisse für Wanderer und Naturliebhaber. Der Park ist nicht nur ein Paradies für Geologen und Fotografen, sondern auch ein bedeutendes Schutzgebiet für die einzigartige Wüstenflora und -fauna.

Im Arches

konnten wir eine der raren Sites im Devils Garden Campground ergattern und können somit direkt im Park übernachten. Dadurch mussten wir kein timed Entry-Permit für diesen National Park kaufen und können jederzeit hineinfahren. Also steuern wir unsere Josy den ganzen Weg zurück auf der Stichstrasse 211 und biegen dann wieder in nördlicher Richtung auf den Highway 191 ab.

In Moab machen wir einen Refresh-Stopp: Dumpen für $ 5.00 beim Farm & City Feed and RV Supply, Vorräte auffüllen im City Market, die koffein-süchtigen Eltern benötigen einen Kaffee und für die Kleine haben wir bei unserer Planung einen tollen Spielplatz gefunden. Und der Spielplatz stellt sich als wahres Bijou heraus: Grünflächen für die Sport-Enthusiasten dieser sport-verrückten Stadt (Football, Frisbee, Tanzen, you name it…), eine Spielburg mit Rutschen, Schaukeln und Klettergerüst und daneben eine Einrichtung mit ganz vielen Musikinstrumenten. Zudem sehen wir auf der Anfahrt zum Spielplatz einen richtig tollen Imbiss, aber dazu im nächsten Bericht mehr. Wir verbringen viel zu viel Zeit auf dem Playground und kommen so etwas später als geplant im Devils Garden Campground auf unserer Site 52 an. Macht ja nichts, wir haben schliesslich Ferien 😝

Bevor wir die 18 Meilen lange Stichstrasse zum Campground in Angriff nehmen, halten wir noch im Visitor Center. Das obligate Junior Ranger Booklet wird eingesackt. Aber viel wichtiger ist das Permit für die Wanderung durch die oben genannte Fiery Furnace. Alain stand dafür am 13. Mai extra früh auf um eines dieser raren Tages-Permits abzusahnen.

Pro Tag

werden in der Fiery Furnace zwei geführte Touren mit je 14 Personen angeboten. Zusätzlich gibt es noch die self-guided Permits, wovon pro Tag ebenfalls 84 Stück vergeben werden. Kinder unter fünf Jahren sind leider nicht gestattet, weshalb Emma nicht mit gehen darf. Jenny ist so selbstlos und lässt Alain den Vortritt für diesen Hike. Also schnürt sich Alain am nächsten Tag die Wander-Boots, packt ein paar Snacks, Wasser und ein isotonisches Getränk ein und sattelt den Göppel. Die knapp vier Meilen vom Campground zum Fiery Furnace Trailhead sollten mit dem Rad kein Problem sein. Nur hat Alain die Höhendifferenz vergessen. Aber dazu kommen wir etwas weiter unten.

Die vierzehn Teilnehmenden sind pünktlich vor Ort, unser Ranger Kevin auch und schon kann es los gehen. Elf der Teilnehmenden sind US-Amerikaner, drei Schweizer (ein Tessiner Pärchen aus Lugano und Alain).

Damit im steinigen Labyrinth niemand verloren geht, möchte der Ranger einen sogenannten „Caboose Man“ bestimmen. Der Begriff „Caboose“ wurde im 19. Jahrhundert in Nordamerika für den letzten Wagen eines Güterzugs verwendet, der als Aufenthaltsraum und Arbeitsplatz für das Zugpersonal diente. Sozusagen sucht der Ranger also den Lumpensammler oder Besenwagen… 🤣

Da sich niemand meldet, hält Alain die Hand hoch. Für seinen selbstlosen Einsatz erhält er dafür einen Junior Ranger Badge und darf sich für fast drei Stunden Ranger Alain nennen 😝

Die Wanderung

durch die Fiery Furnace macht Spass und ist kurzweilig. Zudem erzählt der Ranger viel Wissenswertes zur Geologie, zur Geschichte und zur Flora und Fauna des Parks. Ausserdem erhält Alain im Ausstausch mit den anderen Mit-Hikern einen kleinen Einblick in den Alltag einiger US-Amerikaner.

Der Hike ist grundsätzlich nicht sehr gefährlich, allerdings ist Alain froh, hat er einen Guide. Im felsigen Labyrinth kann man sich sehr gut verirren und viel Zeit für den korrekten Weg verbraten. Ranger Kevin führt uns jedoch an einige tolle Spots und wir kommen gut vorwärts. Nach fast drei Stunden ist der ganze Spuk vorbei und alle Hiker kommen unversehrt von der Wanderung zurück. Der Ranger und der Caboose-Man erhalten ein wenig Applaus und der Junior Ranger Badge darf behalten werden. Eine tolle Überraschung, Emma muss somit das Booklet nicht ausfüllen.

Nun macht sich Alain auf den Rückweg. Wie vorhin angedeutet, geht es stotzig bergauf. Miguel Indurain und Beat Breu wären stolz auf ihn, der Bergpreis wäre ihm auf sicher. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass der Rückweg strenger als die gesamte Wanderung ist 😂

Während sich Alain im Irrgarten austobt, machen Jenny und Emma eine Wanderung vom Campground aus. In unmittelbarer Umgebung hat es drei kleinere Arches: den Tapestry Arch, den Broken Arch und den Sand Dune Arch. Jenny hat einen kleinen Kampf mit ihrem Camelbak (mal wieder) und verliert diesen in der ersten Runde. Daraus resultiert ein nasser Rücken und leichter Frust. Aber in der zweiten Runde geht die Trinkblase K.O. und somit kann die Wanderung starten. Ein Sandweg führt zum Tapestry Arch, den Broken Arch können Jenny und Emma durchklettern. Vom Sand Dune Arch aus geht es dann direkt über und zwischen den Felsen zu unserer Site im Campground.

Während Emma ihren Mittagsnap macht,  nimmt der Wind etwas fahrt auf. Dabei füllt Jenny ihr Karma auf und rettet Nachbars Zelt, welches wegzufliegen droht.

Wieder vereint,

brechen wir am späten Nachmittag auf zum Delicate Arch, dem riesigen freistehenden Felsbogen und, wie bereits erwähnt,  Wahrzeichen des National Parks und des Bundesstaates Utah. Wir packen unsere restliche Beutel-Nahrung ein, damit wir beim Delicate Arch Znachten können.

Die Wanderung führt zuerst über einen Kiesweg und verläuft dann weiter auf roten Felsen nur noch aufwärts. Nachdem wir die Felsen bestiegen haben, weht uns eine steife Briese um die Ohren und am Himmel bilden sich dunkle Wolken. Uns wird ziemlich bald klar, dass wohl aus einem romantischen Outdoor-Essen nichts wird. Emma nimmt die ganze Wanderung unter ihre eigenen Beinchen und erntet von den liebevollen, aufmerksamen Amis viel Lob und Bewunderung. Nochmals ein kurzer Anstieg ums Eck und dann reisst es uns fast vom Hocker. In erster Linie nicht wegen dem eindrucksvollen Arch, sondern weil uns ein extrem starker Wind entgegen bläst. Es fühlt sich an, als wäre gerade ein Heli beim Delicate Arch gelandet und wir müssen regelrecht gegen den böigen Wind ankämpfen. Wir belassen es dabei, von weitem ein paar Fotos zu schiessen und treten den Rückweg an, satteln unser WoMo und düsen zurück zum Campground. Die dunklen Wolken sind noch dichter geworden und der starke Wind ist nun ebenfalls hier angekommen.

Wir verschlingen ein kurzes Café Complet im Camper und spielen ein paar Runden UNO. Der Wind nimmt weiter zu, rüttelt an unserer Josy und lässt sie wanken, wie ein Schiff auf starkem Wellengang. Mitleidend  schauen wir aus unserer kuschligen Josy zu den Nachbarn. Diese haben unterdessen ihr Zelt abgebaut und sitzen den Abend in ihrem Van aus. In der Nacht entleert sich der Himmel und es schüttet wie aus Kübeln. Wie wir im Verlauf des nächsten Tages erfahren, haben die Nachbarn schlussendlich auch die Nacht im Auto verbracht. Als Dank für die Rettung ihres Zeltes werden wir mit einem Sack leckerer Cookies belohnt.

Jedenfalls müssen

wir am Morgen früh aus den Federn. Wir wollen um 08:00 noch den Sunset Campground im Bryce Canyon National Park buchen. Da wir jedoch im Campground keinen respektive nur SOS Empfang haben, fahren wir eine halbe Stunde zum Parkplatz des La Sal Mountains Overlooks. Dort gibt es gemäss Info-Broschüre stabilen und einigermassen schnellen Empfang. Glücklicherweise ergattern wir einen der begehrten Plätze.

Nach getaner Arbeit brutzeln wir ein paar Pancakes auf dem Overlook-Parkplatz und stärken uns für einen kurzen Hike. Und weil wir bereits in dieser Ecke vom Arches sind, wandern wir durch die Park Avenue. Nein, nicht in New York, sondern in der gleichnamigen Sehenswürdigkeit des Parks. Hier führt der Weg durch einen Wash und man kann die massiven Felswände bestaunen. Ein easy Hike, bei welchem auch noch ein paar Versteckis-Einheiten eingebaut werden. Zudem ist der Ausflug ein Aufwärmen für unser Vorhaben am Nachmittag: wir wollen den Devils Garden erkunden.

Der Devils Garden Trailhead ist einen Katzensprung vom gleichnamigen Campground entfernt, weshalb wir nochmals kurz unsere Göppel satteln. Guter Dinge und mit Vorfreude starten wir am späteren Nachmittag in die Wanderung. Man kann diese als Rundwanderung machen oder einfach die einzelnen Steinbögen ablaufen. Da es für die ganze Tour schon etwas spät ist, entscheiden wir uns bis zum Double O Arch zu wandern und dann auf dem gleichen Weg zurück zu gehen.

Doch Emmas plötzliche Laune macht uns einen Strich durch die Rechnung. Ihr Wille lässt weder ein Vor noch Zurück zu und nicht einmal ihre geliebten Gummibärli können sie weiterlocken. Aus diesem Grund wandert Jenny alleine weiter, während Emma sich auf dem steinigen Trail trollt - zur Belustigung der andern Wanderer und zum Leid des Vaters.

Jenny kraxelt unterdessen bis zum Double O Arch, schiesst ein paar Fotos und tritt den Rückweg an. Und siehe da… von Weitem erhascht sie einen Blick auf den schmalen, langen Felsen, welchen man überqueren muss… Alain mit Emma an der Hand. Nach dem Aussitzen von Emmas Meltdown und einem dann doch stimmungshebenden Snack, ist Emma kaum mehr zu stoppen. Wir haben unser Wander-Kind wieder mit im Boot. Das Erlebnis stempeln wir dann unter unserem Motto "Leben mit Rind" ab. Woher sie diesen sturen Kopf nur hat?

Am nächsten Tag geht unsere Reise weiter ins nahe gelegene Städtchen Moab. Wir freuen uns sehr darauf, wieder einmal etwas in der Zivilisation zu sein und deren Vorzüge zu geniessen 🤩