Backcountry Camping - The Needles District

Backcountry Camping - The Needles District

Nach dem wir die Mudroad hinter uns gelassen haben, fahren wir wieder auf der geteerten 261 Richtung Norden. Danach biegen wir auf die Route 95 ab. Eine wunderschöne Fahrt und um so erstaunlicher ist es, dass der Moki Dugway als Teilstück nicht asphaltiert ist. Aber so hatten wir wenigstens kaum Verkehr. Als wir dann auf den Highway 191 einspuren, nimmt die Auto-Dichte wieder zu. In Blanding legen wir einen Zwischenstopp ein. Wir müssen vor dem Canyonlands National Park noch tanken, dumpen und gewisse Vorräte auffüllen. Also schmeisst Alain seine Frauen bei einem Spielplatz aus der Josy und fährt danach zur Tanke mit angrenzender Dumpstation. iOverlander sei gedankt!

Blanding wirkt wie ein verschlafenes und film-typisches amerikanisches Nest. Eine Durchfahrtsstrasse mit angrenzenden Häusern, that's it. Trotzdem hat es seinen Charme. Auf dem tollen Spielplatz kommen wir zudem mit Ortsansässigen in Kontakt und diese wirken jedenfalls sehr modern. Nach dem Kinderprogramm gabelt Alain Jenny und Emma wieder auf, damit wir noch kurz den einzigen Grocery Store durchstöbern können.

Danach nehmen

wir nicht die klassische Route zum The Needles District des Canyonlands National Parks, sondern biegen in Monticello links auf die County Road 101 ab. So machen wir noch ein paar Höhenmeter und fahren an den Abajo Mountains - unter den Einheimischen auch Blue Mountains genannt - vorbei. Fasziniert schauen wir aus den Autofenstern: die Landschaft ist sehr abwechslungsreichen. Mal ist es bewaldet, dann kommt Steppe und kurz darauf folgen Wüste mit roten und gelben Steinen.

Etwas später kommen wir auf dem The Needles Campground an und beziehen unsere vorreservierte Site 26. Bei der Parkeinfahrt haben wir noch rasch das Visitor Center besucht um einige Informationen für unser Backcountry Permit einzuholen. Aber dazu später mehr. Der Austausch mit den Rangern ist 1A und sie drucken uns sogar noch das Permit aus. Das Junior Ranger Booklet für Emma nehmen wir ebenfalls noch mit.

Da die Fahrt doch eher lang war, gehen wir den restlichen Tag ruhig an. Ausserdem müssen wir uns noch auf das morgige Abenteuer vorbereiten und unseren Rucksack sowie die Kinderkraxe packen. Also wird im und um den Camper eine Auslegeordnung mit einem Sammelsurium unserer Packliste gemacht: unteranderem Zelt, Schlafsäcke, Schlafmatten, Wanderstöcke, Kleidung, Stirnlampen, Sackmesser, Essen, Snacks, Spielzeug für Emma, Sonnencreme und natürlich Wasser. Gaaaaaanz viel Wasser! Es gibt in der Wildnis des Needles-Districts keine Wasserquellen und so packen wir für die knapp eineinhalb Tage fast 20 Liter Wasser für uns drei ein. Nur zur Info: der National Park Service NPS empfiehlt pro Person und Stunde einen Liter Wasser mitzutragen 😳

Nach den Vorbereitungen geniessen wir noch ein wenig das schöne und heisse Wetter und lassen die Seele baumeln. Am nächsten Morgen um 06:00 klingelt der Wecker. Wir wollen zeitig los um die Hitze etwas zu umgehen. Emma hat heute Morgen jedoch ihr eigenes Programm und so starten wir erst gegen 08:00.

Das Ziel

unseres Abenteuers heisst Chesler Park. Dazu noch ein paar Eckdaten zum Canyonlands National Park, dem Needles District und eben diesem Chesler Park:

Der Needles District im Canyonlands National Park, Utah, ist berühmt für seine nadelförmigen Felsformationen aus rot-weissem Sandstein, die durch Millionen Jahre der Erosion entstanden sind. Diese beeindruckende Landschaft bietet eine Vielzahl von Outdoor-Aktivitäten, darunter Wandern und Backpacking. Zu den beliebten Wanderwegen zählen der Chesler Park Loop Trail, der Druid Arch Trail und der Joint Trail, die verschiedene Schwierigkeitsgrade und atemberaubende Ausblicke bieten.

Chesler Park, ein Highlight im Needles District, ist bekannt für seine markanten Felsnadeln und die weiten Ebenen, die sich hervorragend zum Wandern eignen. Der Chesler Park Loop Trail führt durch spektakuläre Landschaften, enge Schluchten und weite Ebenen.

Kulturelle Schätze wie Petroglyphen und Piktogramme geben Einblicke in die Geschichte der Ureinwohner, darunter die Ancestral Puebloans, deren Spuren in Form von Wohnstätten und Keramikfragmenten erhalten sind. Die Vegetation umfasst Pinyon-Kiefern, Wacholder, Kakteen und Wüstenblumen. Die Tierwelt ist vielfältig, mit Maultierhirschen, Kojoten, Füchsen, Eidechsen und zahlreichen Vogelarten. 

Die beste Reisezeit ist Frühjahr und Herbst, wenn die Temperaturen mild sind. Besucher sollten die "Leave No Trace"-Prinzipien befolgen, um die natürliche Schönheit und die Umwelt zu schützen. Der Needles District und Chesler Park bieten ein unvergleichliches Erlebnis für Naturliebhaber, Wanderer und Geschichtsinteressierte im Herzen des amerikanischen Südwestens.

Uns stehen

knapp neun Kilometer Weg bevor. Leider konnten wir mit unserer Josy nicht zum Elephant Hill Trailhead fahren, da die Stichstrasse zu diesem Trailhead nur Fahrzeugen bis 21 Fuss vorbehalten ist. Unsere Josy hat etwas mehr Speck auf den Rippchen und ist mit ihren 24 Fuss leider leicht voluminöser. Also müssen wir in den sauren Apfel beissen und pro Weg vier zusätzliche Kilometer abstrampeln. Wie oben beschrieben, ist es zudem kein normaler Weg, sondern ein auf und ab. Mal müssen wir über Felsen klettern, dann geht es wieder hinab durch einen Wash oder eine tiefe Schlucht. Der Weg ist mit den bekannten kleinen Steinmännchen markiert, den sogenannten Cairns. Diese sind jedoch nicht immer ganz einfach zu finden. Deshalb hat Alain natürlich noch den GPS-Track auf seiner Smartwatch mit dabei.

Die Wanderung ist von Beginn an abwechslungsreich und es macht trotz schwerem Gepäck auf dem Rücken Spass. Es ist jedoch saumässig heiss auf den Felsen und Schatten ist Mangelware. Die Sonne brennt erbarmungslos vom wolkenlosen und stahlblauen Himmel. Lange Zeit wandern wir allein, nur wir drei umgeben von roten und gelben Felswänden. Ab und zu kreuzt ein Chipmunk oder eine Eidechse unseren Weg. Zum Glück machen wir aber keine Bekanntschaft mit einer Klapperschlange oder einer Schwarzen Witwe. Nach einem letzte Kräfte zehrenden, strengen Anstieg und knapp vier Stunden - wovon Emma etwa 90 Minuten selber läuft - erreichen wir endlich unser Ziel: CP1! So heisst unser Zeltplatz, für welchen wir im November 2023 ein Backcountry Permit ergattert haben. Es ist ein wunderschöner Platz, gesäumt von grossen Felsbrocken und hohen Felswänden und mit einigen Bäumen, die raren Schatten spenden. Die Aussicht auf den Chesler Park rundet das Ganze ab. Zudem haben wir - sozusagen über den Hinterausgang - einen weiteren Lookout über ein Teilstück unserer Wanderung. Wir essen erst mal eine Kleinigkeit und erkunden danach die Umgebung.

Wir hätten

eigentlich noch den Chesler Trail und Joint Trail - den sogenannten Chesler Loop Trail - erkunden wollen. Allerdings sind wir nun vom Hinweg doch etwas geschafft. Auch das heisse Wetter und unsere eher knappen Wasservorräte lassen uns auf weitere acht Kilometer Wanderung verzichten. Und so geniessen wir einfach unseren Platz. Wir beobachten vorbei wandernde Leidensgenossen, spielen mit Emma UNO oder werfen uns den mitgebrachten und mittlerweile unverzichtbaren Frisbee zu. Am späteren Nachmittag bauen wir das Zelt auf und kochen uns bald darauf unser Abendmahl… Das heisst, Wasser aufkochen, Beutel mit gefriergetrockneter Mahlzeit aufreissen, kochendes Wasser reinschütten, umrühren, fünf Minuten warten, fertig sind die Fettuccine Alfredo with Chicken und Creamy Mac & Cheese. Dieser Beutel-Food ist erstaunlicherweise nicht mal so schlecht.

Als alle satt sind, bereiten wir uns auf die Nacht vor. Die Schlafmatten werden ausgelegt und die Schlafsäcke darauf ausgerollt. Alain hängt knapp 30 Meter von unserem Zelt noch unsere Snacks und das restliche Essen für den Rückweg auf. So ist alles geschützt vor kleinen Nagern oder auch Bären, welche alle paar Jahre in diesem Teil des Parks gesichtet werden. Wir gönnen uns noch eine süsse Kleinigkeit und eine letzte UNO-Runde und dann heisst es für uns alle: Stirnlampen aus!

Die Nacht ist ruhig, kein Mucks ist zu hören. Nicht einmal von den Nagern oder anderen Tieren. Für uns sehr erstaunlich. Allerdings ist die Schlafqualität von Jenny und Alain eher durchzogen, Emma hingegen schläft wie ein Stein.

Wir wollen

nicht zwei Mal den selben Fehler begehen. Entsprechend geht es früher aus den Federn. Tagwache ist um 05:30. Emma bekommt ihre heisse Milch, danach bauen wir alles ab und packen unsere Rucksäcke. Da jeglicher Abfall wieder mitgenommen werden muss (Pack it in, pack it out), machen wir noch einen letzten Kontrollgang über unser Nachtlager. Und so sind wir bereits kurz vor 07:00 auf den Rückweg. Die gleichen knapp neun Kilometer zurück. Es ist tatsächlich etwas kühler. Dies ist aber nicht nur der Uhrzeit geschuldet. Heute hat es ein paar Wolkenfelder, welche sich zwischendurch vor die Sonne schieben. So ist es gleich viel angenehmer zum Wandern als gestern. Nach etwa drei Kilometer machen wir eine Pause und frühstücken. Wieder ist es gefriergetrocknete Beutelnahrung, genauer ein Granola. Dazu gefriergetrockneter Instant-Kaffee namens Nescafé. Frisch gestärkt nehmen wir die restlichen sechs Kilometer in Angriff. Kurz vor dem Mittag kommen wir gesund und munter wieder bei unserer Josy an. Sie empfängt uns mit einer erfrischenden Dusche und einem kühlen Bierchen (das wahnsinnig bequemen Schlafgemach für die anstehende Nacht sei hier nur am Rande erwähnt). Nachdem wir alles ausgepackt, die Utensilien wieder ihren angedachten Platz eingenommen und wir unsere kleineren und grösseren Blessuren gepflegt haben, resümieren wir das Erlebte und realisieren erst, was unsere kleine Bohne mitgemacht und geschafft hat. Von den 18 Kilometern ist Emma mindestens sieben Kilometer selber gewandert und geklettert. Sie hat ihre erste Nacht im Zelt mit Bravour gemeistert und das noch in der Wildnis und der Hitze des Canyonlands National Parks. Wir sind mega happy und extrem stolz, was sie geleistet hat. Ein weiteres tolles Adventure, das uns ewig in Erinnerung bleiben wird und uns als Familie niemand mehr nehmen kann.

Am Abend geniessen wir einen Cheeseburger vom Grill mit French Fries. Danach fallen wir alle todmüde ins Bett. Morgen verlassen wir diesen schönen, aber doch wilden Flecken Erde in Richtung Moab und dem nächsten National Park. Arches National Park wir kommen.