American Pie - tote Pferde, Kobolde & Früchtekuchen

American Pie - tote Pferde, Kobolde & Früchtekuchen

Nach einer kurzen Fahrt von 60 Minuten und einer Höhendifferenz von etwa 600 Metern kommen wir auf ein Hochplateau und biegen links auf die Stichstrasse zum Dead Horse Point State Park ab. Kurz darauf haben wir ein schauriges Déjà-Vu… Hasen, Hasenpfoten und andere Langohr-Körperteile treten in Erinnerung 😂

Wir beziehen

unserer Site #10 im Kayenta Campground, welche mit Strom ausgestattet ist.

Während Emma im gekühlten Camper ein Nickerchen nimmt und Alain in der Hängematte am Blog weiterschreibt, rollt Jenny ihr Yoga-Mätteli aus und macht ein paar Sonnengrüsse.

Die Sonne wurde wohl etwas zuviel gegrüsst, denn wie aus dem Nichts fängt es extrem an zu luften (mal wieder) und kurz darauf schüttet es wie aus Kübeln.

Nach knapp zwei Stunden Weltuntergangsstimmung und zig UNO-Runden im Camper hat sich das Unwetter aufgelöst und wir werden mit einem schönen Sonnenuntergang entschädigt. Während dem Sauwetter haben wir ein sauleckeres Znacht gekocht - Risotto mit Lachs. Funfact: in den USA ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit Risotto-Reis zu kaufen und wenn man dann findet, ist er ziemlich expensive… Mir händs, mir gänds 😝

Am nächsten Morgen

satteln wir wieder bei eitel Sonnenschein unsere Drahtesel und fahren für einen kurzen Besuch ins Visitor Center. Danach wollen wir einen Bike-Trail machen. Jedoch stellt sich schnell heraus, dass dies mit unseren Bikes und Emma hintendrauf nicht machbar ist, da der Weg über grosse Wurzeln und Felsabsätze führt. Diese Holperpiste hätte wohl die Milch in Emmas Morgenschoppenbauch zu einem Babycino geschüttelt. Also gibt es spontan eine Planänderung. Anstatt einer Biketour, machen wir ein Radrennen zum Dead Horse Point Overlook. Hier haben wir einen tollen Ausblick auf den Colorado, welcher sich durch den Canyon schlängelt. Wir beobachten die kleinen Autos, welche weit unten über die Mudroad durch den Canyon fahren und erblicken sogar ein Boot, dass flussaufwärts seine Gischtspur zieht.

Der Dead Horse Point State Park bietet atemberaubende Aussichtspunkte über den Colorado River und die umliegenden Canyonlands. Seinen Namen erhielt er von einer tragischen Episode im 19. Jahrhundert, als Cowboys wilde Pferde auf die Landzunge trieben, um sie mit einem errichteten Zaun einzufangen. Einige Pferde wurden jedoch versehentlich zurückgelassen und starben dort, weil sie keinen Zugang zum Wasser hatten.

Nach Emmas

Naptime im Camper nehmen wir uns noch den West-Rim-Trail vom Campground aus in Angriff. Am Rim-Overlook genehmigen wir uns unser Rucksack-Apero und geniessen "muusallei" die schöne Abendstimmung -  wären da nicht noch hunderte von kleinen Fliegen gewesen, welche sich als VIP-Gäste an unserem Apero beteiligen wollten mit Sitzplatz in unseren Ohren, Haaren und Nasenlöchern… Nach dem Rückweg gibt es richtig schweizerisch, ein schnelles Café complet zum Znacht. Danach drehen wir noch kurz eine Campingplatzrunde und fallen schon bald ins Bett.

Nach der zweiten Nacht verabschieden wir uns vom Dead Horse Point State Park. Uns steht heute eine fast zwei-stündige Fahrt bevor, was für unsere Verhältnisse schon fast lang ist. Das Ziel heisst Goblin Valley State Park - das Zuhause vieler Kobolde. Die Ausfahrt überstehen die vielen Hasen und wir diesmal glücklicherweise unbeschadet 😝

In Green River

machen wir einen kurzen Stopp im Swell Cafe - Coffee to go für Eltern und Spielplatz mit Water-Splash für Emma. Danach fahren wir zum State Park. Gegen  Abend erkunden wir mit den Rädern noch das Goblin Valley. Im Valley der vielen knorrigen, steinigen, grossen und kleinen Kobolde spielen wir Versteckis. Wieder einmal mehr faszinierend wie vielfältig die Natur ist und was sie alles mit ihren Kräften zaubert. Da die Abendsonne immer noch ziemlich kräftig scheint und die Goblins die gespeicherte Wärme abstrahlen, setzen wir uns bald wieder auf die Bikes und lassen uns vom Fahrtwind kühlen. Auf dem Heimweg nehmen wir noch die Three Sisters mit (natürlich nur als Fotosujet 😉).

TomMozz und ein saftiges Steak versüssen den Abend. Der Goblin Valley State Park ist zertifiziert als einer der dunkelsten Nachthimmel auf der Erde. Emma hat Gefallen an den vielen glitzernden Punkten am Himmel gefunden und so ist dieser Ort perfekt für einen Sternegucker-Abend am Lagerfeuer mit Smores. Da Emma dank der Millionen Sterne länger wach bleiben darf, ist Josy zur Schlafenszeit bereits etwas abgekühlt und eine angenehme Nacht erwartet uns.

Tags darauf

verlassen wir die Kobolde früh, und fahren eine kurze Strecke zum Trailhead des Little Wild Horse Canyon. Kurz auf dem Parkplatz ein paar Toasts in die Lucke schieben und ab geht es durch den einfachen Slot Canyon. Dieser ist bekannt für seine engen, gewundenen Passagen und Auswaschungen der Felsen. Diese Wanderroute bietet unserem Kletteraffli Emma und uns die Möglichkeit, durch schmale Spalten und farbenfrohe Sandsteinwände zu navigieren und die Schönheit der natürlichen Erosion von Wasser im Gestein hautnah zu erleben.

Gegen Mittag sind wir wieder beim Camper, welcher uns nun gemäss Navi zum Capitol Reef Nationalpark führt. Wir machen einen Umweg über das Käffchen Loa, da wir nochmals einen grösseren Einkauf machen müssen. Zur Entschädigung für den "langweiligen" Einkauf steuern wir noch kurz einen Spieli an, bei welchem Emma sogar einen etwas älteren Jungen als Spielgefährten findet. So gibt es noch eine Runde “Seek and Hide”. Versteckis wird wohl auf der ganzen Welt gespielt und es ist egal, ob man nicht die gleiche Sprache spricht.

Wir fahren

zum Capitol Reef National Park zurück, welcher mit markanten Felsformationen und majestätischen Monolithen in leuchtend Rot-, Orange- und Gelbtönen beeindruckt. Eine Besonderheit des Parks ist die Waterpocket Fold, die durch Auffaltung und Erosion der Erdkruste entstanden ist und eine Vielzahl von Canyon, Klippen und natürlichen Becken formt. Unser heutiges Ziel für die nächsten zwei Nächte ist Fruita. Diese historische Siedlung wurde ursprünglich um 1880 von Mormonen gegründet und mit vielen Obstgärten angelegt. Es hat viele verschiedene Hostetten mit Apfel-, Birnen, Aprikosen- , Pfirsich- und Kirschbäumen. Was für eine Augenweide diese grüne Oase… Waren die Landschaften in den letzten Wochen eher karg und felsig, strotzt dieser Ort von Saftigkeit und Blüte. Zur Erntezeit dürfen hier die Besucher gratis Früchte pflücken. Auch der Campground ist mit vielen grossen, schattenspendenden Fremont Cottonwood Bäumen gesäumt und gleich nebenan fliesst der Fremont River, welcher ausserdem für die Bewässerung der Hostetten benutzt wird. Sogar Rehe beobachten wir auf dem Campground. Sie werden durch das saftige Gras angezogen. Als wir am nächsten Morgen aufwachen, grasen die Rehe bereits zwischen den Campsites.

Noch vor dem Frühstück machen wir einen Morgenspaziergang zum historischen Giffords House direkt beim Campground. Der kleine Laden ist bekannt für seine köstlichen, gedeckten Früchtekuchen. Jenny würde zwei dieser Kuchen posten, doch der Mann im Camper setzt sich masslos mit ganzen drei Kuchen durch. Schlussendlich kaufen wir eine Apple-, eine Mixed-Berries- und eine Peaches-Pie. MMMMMHHHHHH….

Die geplante Wanderung lassen wir ausfallen und gönnen uns einen Tag mit chillen unter den Bäumen, erkunden der Hostetten und spielen am Bach.

Wir sind hin- und hergerissen und denken über eine weitere Nacht hier in Fruita nach. Doch der Camping-Host kann uns am Abend vor der Weiterreise nicht genau sagen, ob eine Site frei ist. Und so entscheiden wir uns für die Weiterfahrt zum Calf Creek. Da dieser Campingplatz First-Come-First-Serve ist, packen wir unsere sieben Sachen bereits am Vorabend, damit wir am Morgen gleich los düsen können.