2017Alain MuellerComment

Zion

2017Alain MuellerComment
Zion

Im Zion haben wir wieder reservierte Plätze, wodurch wir es ein bisschen gemütlicher angehen lassen können. Unterwegs, in Cedar City, machen wir einen kurzen Halt um einige Vorräte aufzustocken und schlürfen bei dieser Gelegenheit gleich ein Starbüx-Gaffeli…

Alain hat für uns auf dem Weg zum Zion NP noch die Wanderung Kanarra Creek Slot Canyon geplant. Dies ist enger Canyon mit Wasserfällen und Leitern. Also genau unser Beuteschema. Leider haben wir etwas die Zeit verplämpert und wir müssen bis um 18:00 im Visitor Center des Zions sein, damit wir unser gewonnenes Permit für den nächsten Tag abholen können. Deshalb entscheiden wir uns die Wanderung sein zu lassen.

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Die Fahrt

vom Bryce zum Zion ist sehr windig. Die Fingerknöchel treten angehends weiss hervor, so fest müssen Oli und Jenny die Steuerräder festhalten. Aufgrund der grossen Angriffsfläche unserer Pfupfis schwanken wir wie ein Blatt im böigen Wind und werden durch die vorbei düsenden Autos zur Seite gedrängt. Wieviel Seitenwind wohl so ein WoMo aushält? Liest Oli doch einen Tag später von umgekippten Lastwagen in der Schweiz, aufgrund starkem Wind...

Der Watchman Zeltplatz liegt am Virgin River und so können wir uns gegen den Abend eine Abkühlung genehmigen. 

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Die Rangerin

im Visitor Center hat uns informiert, dass am nächsten Tag die Regenwahrscheinlichkeit bei 30% am Nachmittag liegt.

Wir befolgen ihren Rat und machen uns früh auf die Socken. Und darum grüsst täglich das Murmeltier. Früh weckt uns der Wecker. Um halb sechs sind wir schon „on sö roud“ zum Left Fork Trailhead im nordwestlichen und wilderen Teil des Zion Nationalparks. Da wir die Küche dabei haben, gibts auf dem Parkplatz eine Stärkung und dann gehts los. Ziel ist die Subway - From the Bottom and back. Zuerst verläuft der Weg gemütlich durch ein Wacholder/Kiefer-Wäldchen, bevor es am Abbruchrand auf einem felsigen, sandigen Zick-Zack-Weg sehr steil runter fällt. Plötzlich ein Schleifgeräusch und Büsche, die knacken. Was war denn das??? Dann hört Murielle das Kichern von Jenny. Sie ist auf einem sandigen Felsen ausgerutscht und in die steile Böschung runtergefallen. Netterweise wurde sie durch einen Stechpalmenbusch vom Sturz in die Tiefe gerettet. Alleine kommt sie nicht mehr auf die Füsse und Murielle und Alain müssen sie wie eine gestürzte 150 Kilo Bergziege an den Hufen ähh Händen auf die Beine ziehen. Wir können uns kaum mehr halten vor Lachen und der Spruch „this ist not a kindergarden“ brennt uns auf den Lippen. Jenny ist mit einigen Stechpalmen-Kratzern an den Armen davongekommen.

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Wir packen

unsere Wanderstöcke aus und weiter geht`s… Das Flussbett ist unser Wanderweg, hat uns die Rangerin gesagt. Maximal 80 Personen dürfen pro Tag die Subway bewandern oder per Canyoning auskundschaften. So haben wir den Wanderweg fast für uns alleine. Der Pfad ist wirklich wunderschön: rote, blaue, schwarzblaue Steine, hier und da muss der Fluss, welcher knöchel- bis knietief ist überquert, über einen Felsen geklettert oder unter einem Baum durchgekraxelt werden. Immer wieder machen wir Stopps um die phänomenale Natur zu fotografieren. Im Hinterkopf ist uns präsent, dass wir in einer Flash Flood Area sind. Wenn das Wasser kommt, dann willst du nicht da unten sein...

Wir wandern vorbei an kleinen klaren Wasserfällen, grossen Wasserpools und Kaskaden, ja sogar Dinosaurier-Spuren können wir noch bestaunen. Da wir den Wanderweg fast für uns haben, nehmen wir uns Zeit für Langzeitbelichtungen der Kaskaden, damit das Wasser auf den Fotos wattig erscheint. Und dann passiert's: unsere Kamera löst sich vom Stativ und fällt ins sandige knöcheltiefe Wasser. Der Schock sitzt tief und die Stimmung ist natürlich auf dem Nullpunkt. Hier geht wortwörtlich viel Geld den Bach runter - die Fotoausrüstung bringt eine beträchtliche Summe zusammen.

Wir starten sofort erste Trocknungsversuche. Doch die Elektrik gibt den geist auf. Wasser gegen Kamera - 1:0! Um grössere Schäden zu verhindern, montieren wir alle Einzelteile der Kamera ab. Das Objektiv, den Akku, die Speicherkarten. Danach verstauen wir die Kamera in ihren Gemächern im Fotorucksack. Mit ziemlich heruntergezogenen Mundwinkeln (ja Jöggu, z Zurbrügg-Müüli isch i däm Momänt fürecho…) folgen wir dem Fluss bis zur Subway.

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Der Fluss

Left Fork of the North Creek hat im Laufe der letzten Jahrmillionen an der Übergangsgrenze zweier Gesteinsschichten eine tunnelförmige Röhre aus dem oberen Navajo Sandstein herausgefräst. Der Boden der Subway besteht aus rotem Kayenta Sandstein. Im Boden eingebettet findet man verschiedene Pools.

Wir durften diese Wanderung bereits im 2012 machen und vor allem der kleeblattförmige Pool hat es Alain besonders angetan und stellt auch dieses Mal als Fotosujet einen Kernpunkt unserer Wanderung dar. Alain bleibt nichts anderes übrig als mit seiner IPhone-Kamera das Motiv festzuhalten und die schöne Langzeitbelichtung bleibt aussen vor. Es bricht einem das Herz. Dies wäre doch Grund genug um dieses Abenteuer nochmals in Angriff zu nehmen. Ein weiteres Mal würden wir dies jedoch mit Canyoneering-Ausrüstung vom the top down machen. 

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Etwas appetitlos

verschlingen wir die mitgebrachten, bereits etwas matschigen Sandwiches und nehmen den Rückweg in Angriff. Das Zückerli zum Schluss ist der schweisstreibende Aufstieg vom Flussbett nach oben zu unserem Gefährt.

Oben angekommen wollen wir nur noch auf den Campground um unseren Patienten aufzupäppeln. Alain reinigt die Knöpfe und Regler mit Zahnseide und befreit unseren schwarzen Plastikkameraden mit dem Blasbalg vom Sand. Danach lassen wir ihn im Reisbad etwas trocknen. Nun ist Geduld gefragt. Wir schicken einige Stossgebete in den Sternenhimmel. 

Da wir die Strapazen der letzten Tage nun doch ein wenig in den Knochen spüren beschliessen wir den morgigen Tag mit Faulenzen und entspannen zu verbringen. Wie bestellt zieht durch die Nacht eine Regenfront auf und bis in den frühen Nachmittag regnet und gewittert es ab und an. Wir schlendern durchs Städtli, gönnen uns einen Cafe Mocca in der Deep Creek Company. Fotos werden bearbeitet und der Blog weitergeführt, damit ihr an unserem Abenteuer teilnehmen könnt. Ein erstes Aufschnaufen am Abend -  das neue Objektiv hat ausser etwas Sand im Getriebe keinen Schaden genommen und funktioniert tadellos. Was die Kamera anbelangt heissts weiterhin abwarten und Tee… eh Bier trinken.

Wir nähern uns mit grossen Schritten Las Vegas und machen vorher Halt im Valley of Fire.