2017Alain MuellerComment

Rim2Rim IV

2017Alain MuellerComment
Rim2Rim IV

Vierter Tag oder auch letzte Etappe unserer Grand Canyon Durchquerung! Wir sind motiviert: einerseits freuen wir uns auf unsere Pfupfis (und besonders deren kuschligen, grossen Betten!), aber auch auf ein gediegenes Abendessen in der Grand Canyon Lodge. Wir erinnern uns an den ersten Tag im Grand Canyon.

Der Tag heute wird happig. Es geht zurück in die Höhe: Auf einer Distanz von etwa 11 Kilometern werden wir 1'279 Höhenmeter überwinden müssen! Als wir um 4:30 Uhr aus unseren Zelten kriechen, ist es immer noch stark bewölkt und relativ kühl, aber es regnet immerhin nicht, was uns für den Zeltabbau entgegen kommt. Damit haben wir erneut unheimlich Glück, denn kaum haben wir einigermassen zusammengepackt, setzt der Regen wieder ein.

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Wir verdrücken

noch rasch unseren Tüten-Zmorge und machen uns um 06:00 Uhr wieder auf die Wandersocken. Der erste Teil der heutigen Strecke ist moderat steigend und gut zum Aufwärmen. Danach aber geht es richtig los mit der Steigung. Wir kämpfen uns durch Schlamm und Muli-Hinterlassenschaften (in diesem Teil des Canyons sind die im Gegensatz zum gestrigen Teil wieder zugelassen) über hohe Stufen aus Stein oder Holz. An dieser Stelle möchten wir mal erwähnen, dass die Wanderwege im Grand Canyon wirklich super ausgebaut sind. Es ist eine wahre Freude, den schönen, sich in die Natur einschmiegenden Pfaden zu folgen.

Da es heute eindeutig ans "Eingemachte" geht und unsere Ausdauer auf Herz und Nieren geprüft werde wird, haben wir beschlossen, dass jede/r sein/ihr Tempo marschieren soll und der Vorderste jeweils nach ca. 45 Minuten Marschzeit für eine kurze Verschnaufpause auf die anderen wartet.

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Genauso tun wir

das dann auch und marschieren mehr oder weniger munter die Schlucht hinauf. Die Waden brennen, der Schweiss fliesst und die Pumpe läuft auf Hochtouren, doch der heutige Weg ist (abgesehen davon, dass vom Regen aufgeweicht und durch Mulis versaut) wiederum ein Traum: Er windet sich im Zickzack durch Wälder und Felsen den Canyon-Wänden hoch. Das Farbspiel des Grand Canyon verzaubert uns auf ein Neues. Immer wieder wechselt die Farbe der Steilwände abrupt von grau über orange nach rot bis hin zu violett - was uns bei unseren Verschnaufpausen immer wieder mit offenen Mündern staunen lässt. Dieser schöne und eindrückliche Anblick hilft uns auch, den Aufstieg trotz Kampf gegen den inneren Schweinehund im Regen einigermassen zu geniessen. Meter um Meter kämpfen wir uns den Weg hoch, vorbei am Roaring Springs Canyon, der Redwall Bridge und dem Supai Tunnel. Der Rucksack drückt aufs Kreuz, die Beine werden schwerer und schwerer, der Regen prasselt erbarmungslos auf uns nieder und wir wollen einfach nur noch hoch.

 

Dennoch nehmen wir uns die Zeit und geniessen nochmals den Ausblick aufs Nebelmeer im Grand Canyon vom Coconino Overlook aus. Kurz vor dem Ziel zeigt sich dann nochmals kurz die Sonne, durchbricht mit ihren Strahlen den Nebel und scheint auf uns müden Abenteurer herunter - ein magischer Augenblick, der uns allen gut tut und Energie spendet für den letzten Kilometer. Eine/r nach dem/der anderen erreichen wir dann das Ziel - den Anfang oder eben das Ende des North Kaibab Trailhead. Müde, verschwitzt, nass und schmutzig aber dafür überglücklich jubeln wir einander zu - WE MADE IT! 

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Hinter uns

liegen vier anstrengende Tage, drei wenig erholsame Nächte im Zelt, über 45km Weg, einige Höhenmeter und ein unvergessliches Abenteuer. Wir sind uns alle einig: das würden wir wieder tun - einfach zur Abwechslung den anderen Weg rum von Norden nach Süden 😂

Wir leeren unsere Rucksäcke, verstauen alles Equipment. Die Dreckwäsche, Duschzeug und der Trainingsanzug werden eingepackt. Wir freuen uns alle wahnsinnig auf DIE erste warme Dusche nach der Wanderung. Als alle wieder wohlriechend und sauber sind, wird der Nachmittag mit Wunden lecken, Blessuren pflegen und Entspannen verbracht.

Am Abend chauffiert uns das Shuttle in die Lodge. Als krönender Abschluss kredenzen wir uns einen leckeren Drink und ein phänomenales Essen und lassen uns einmal wieder im Restaurant der Lodge bedienen. Pappsatt und ein wenig angesäuselt erwischen wir mit etwas Glück den letzten Shuttle zum Campground. Wir sind genug gewandert.

Morgen gehts früh los in Richtung Bryce Canyon National Park. See ya...