Yosemite
Vom Death Valley zum Yosemite gibt es nur einen Weg um in den Nationalpark zu gelangen, der mit dem Wohnmobil einigermassen zumutbar und ohne grosse Umwege befahrbar ist - über den Tioga Pass. Hat man die Hügel des Death Valley erst einmal hinter sich gebracht, geht es stetig etwas aufwärts. Über Bishop, wo wir noch unsere Vorräte im VONS aufrüsten, geht es zum Mono Lake.
Hatten wir gestern und heute Morgen noch gute 105 Fahrenheit (knapp 41 Grad Celsius) spüren wir beim Mono Lake bereits den Einfluss der höheren Lagen. Aber der Tioga Pass steigt über 3000 Meter über Meer und so ahnen wir bereits, dass wir heute einen wahren Temperaturschock erleben werden. Der Wind frischt auf und mit der grossen Angriffsfläche der Motorhomes ist es kein Leichtes die Steigung zu unserem Tagesziel zu bewältigen. Die Böen sind stürmisch und zerren an unseren treuen Begleitern. Trotzdem schaffen wir es über den Pass. Zum Wind gesellt sich nun auch noch Regen - ein garstiger Empfang hier im Sunny State Kalifornien…
Wir beziehen unsere Sites im Tuolumne Meadows Campground. Hier mussten alle vier von uns mal wieder punktgenau zur Öffnung des Buchungsfenster am Laptop sitzen um einen der begehrten Plätze zu ergattern.
Als alles eingerichtet ist, wird sofort ein wärmendes Feuer entfacht und alles an Kleidern angezogen, welche einigermassen den tiefen Temperaturen standhalten. Auf diesen Temperatursturz sind wir nicht vorbereitet. Trotzdem verbringen wir den Abend draussen und Essen auch noch an unserem Campingtisch. Als wir zum Kaffee wieder um das Lagerfeuer sitzen, fängt es wieder an zu regnen. Im Spass sagt Alain noch „es kommt noch schneien…“. Wir lachen darüber und gehen ins Bett. Man soll ja nicht den Teufel an die Wand malen.
Mit grossen Augen
schauen wir am nächsten Morgen aus den Fenstern. Es liegt tatsächlich Schnee. Unglaublich! Etwa 10 Zentimeter hat es kurzerhand hingelegt. Mitte September. Wir kommen aus dem Staunen nicht raus. Das Wetter hat aufgeklart und man könnte meinen, man sei irgendwo in den Alpen in einem Skiort. Zermatt, Adelboden, Davos - you name it!
Wir frühstücken erstmal - das erste Mal drinnen. Danach packen wir zusammen und fahren durch Schnee und Matsch in Richtung Campground-Exit. Da steht dann was von „Tioga Road temporarily closed“. Das passt uns nun gar nicht ins Programm, aber was sollen wir tun!? Wir fahren zur Strasse und parken unsere Gefährten an der Sonne um den Schnee schmelzen zu lassen.
Beim Camp-Shop holen wir uns Kaffee und kurze Zeit später fährt ein offiziell ausschauender Pick-Up vor und der Ranger verkündet, dass die Strasse wieder geöffnet sei. Also machen wir uns auf ins Tal. Wir erhoffen uns durch die knapp 1500 Meter Höhenunterschied einen Temperatur-Anstieg. Nach einigen Fotostopps und einem Aussenspiegel-Test (es ist so eng, dass Alain und Jenny bei einem entgegenkommenden Camper den Aussenspiegel demolieren. Jenny und Alain haben Glück und nur ein paar Spuren auf dem Aussenspiegel) kommen wir im Yosemite Valley an und fahren auf den North Pine Campground. Auch hier mussten wir zu gegebener Zeit zu viert am PC buchen um die zwei Plätze zu kriegen.
Mit der erhofften
Temperatursteigerung wird es nichts. Aus Trotz werden aber trotzdem die Shorts angezogen. Obenrum bleibt es bei Langarm und Regenjacke. Wir lassen im Wilderness Office unser Permit für den Half Dome überprüfen und checken dabei noch die Wettervorhersage. Es ist eine 30-prozentige Wahrscheinlichkeit für Schnee angesagt. Tönt ja mega zuversichtlich…
Jedenfalls gehen wir noch kurz in den Village Store. Was uns auffällt: der Yosemite NP ist so etwas wie das Disneyland der National Parks. Durch die Nähe zu diversen Grossstädten wie Sacramento, San Francisco und Los Angeles wird der Park überrannt und kommt an seine Kapazitätsgrenzen in der Hauptsaison. Darunter leidet nicht nur das Camper-Erlebnis, sondern umso mehr die Natur hat zu kämpfen. Dies ist uns nicht zum ersten Mal im Yosemite aufgefallen. In anderen Parks wie Bryce und Zion hat der National Park Service mit ähnlichen Problemen zu kämpfen und arbeitet mittlerweile an einem System zur Bewältigung der Massen. Mal sehen was da in den nächsten Jahren auf die Park-Besucher zukommt.
Im Village Store
kaufen wir uns noch eine wunderschöne Wollmütze für die morgige Wanderung und fahren mit dem Shuttle - mittlerweile hat es wieder zu regnen und schneien begonnen - zum North Pine Campground zurück. Die am Camper angebrachte Sonnenstore wird als Regenschutz missbraucht und gut eingepackt trinken wir draussen ein Bier, machen Feuer und grillen mehr schlecht als recht ein paar Steaks. Für den Half-Dome-Hike werden noch ein paar Sandwiches belegt und sonstige Snacks vorbereitet. Schliesslich wollen wir um etwa 5:00 am los. Wird also eine kurze Nacht. Für unser Wohlbefinden schmeissen wir im Camper noch kurz die Heizung an um das steif gefrorene Duvet wieder aufzulockern (so schlimm war es nicht, aber ein bisschen Drama darf doch sein 😝). Danach schlüpfen wir unter die Bettdecke und beten für gute Wettergötter.
